Berg Ida

Eine Reise in die Vergangenheit …

Der Teufel weiß, was ich auf dem großen heiligen Berg verloren hatte. Diese Reise werde ich wohl nie vergessen können. Andere hingegen können sie getrost vergessen, weil man sie nicht mehr wiederholen kann. Wg. der Touristen. Damals gab es nur wenige, die sich hierher verirrten. Ich hätte gar nicht dort sein dürfen, weil zu jung. Meine Mutter hatte mich nicht gehen lassen wollen. So war ich einfach ausgebüxt.

Wo ich war, wusste ich nicht, d.h. ich wusste nicht, welche Bedeutung dieser Ort für die Geschichte hatte. Kurz gesagt: Ohne ein bestimmtes Ereignis hier, auf dem Berg Ida, hätte es den Krieg um Troja nicht gegeben, dann auch keine Iliade. Agamemnon wäre Bruder eines gehörnten Gatten geblieben, dem der große Auftritt auf der Weltbühne versagt geblieben wäre. Hektor hätte die Sache mit seinem Ende anders erlebt und wäre wahrscheinlich am Kamin eingeschlafen anstelle nach drei Umrundungen der Mauern Trojas von Achilleus erschlagen zu werden. Und die Cassandra wäre auch weniger berühmt. Dass der Schatz von Priamos nicht in Moskau gelandet wäre, kann ich hingegen nicht behaupten. Daran sind nicht die Götter schuld, sondern ein Esel mit übergalaktischer Dummheit.

Die Rede ist vom Berg Ida, den ich an meinem 18. Geburtstag zu erklimmen begonnen hatte. Da Berge für mich ziemlich klein waren, weil ich nur Bonsai-Ausgaben davon kannte, dachte ich, ich wäre am Abend wieder unten, auf der anderen Seite und würde im Mittelmeer plantschen. Na, ja! Das Mittelmeer war leider etwas weiter weg. Und der dumme Berg für meine Kräfte etwas zu steil. Ich war nämlich mit einem schweren Fahrrad unterwegs. Ohne Gangschaltung und mit einem großen Zelt beladen. Und ich hieß weder Jan noch Ulrich.

Da meine Reiseplanungskünste noch sehr entwicklungsfähig waren, was so viel wie nicht vorhanden bedeutet, gestaltete sich die Reise sehr ereignisreich, was so viel wie bedeutet, dass ich viele dumme Sachen erlebt habe. Da ich aber immer noch tippen kann, darf man annehmen, dass ich das Ganze ohne große mentale und körperliche Schäden überlebt habe. Oder sollte ich mich lieber auf körperliche Schäden beschränken?