Von Fliegern und Bomben

 

Die Geschichte der Motorfliegerei fing, zumindest nach dem Marketing der Wright Brüder, in Dayton an. In dieser Stadt haben sie zuerst eine Druckerei betrieben, später eine Fahrradwerkstatt, die sich in eine kleine Fabrik verwandelte. Kaum zu glauben, dass z.B. eine Eigenschaft des Fahrrads, der Kettenantrieb, ein wichtiger Faktor gewesen ist, der für den Erfolg der Fliegerei gesorgt hat. Noch einige Dinge aus der Fahrradtechnik haben zur Entwicklung der Fliegerei beigetragen. Das aber nebenbei. Weit daneben liegt man, wenn man davon berichtet, dass in Dayton nicht nur das Fliegen mit Motorkraft erfunden wurde, sondern auch die Dose mit dem Ring. Man zieht daran, und schwups, die Dose ist offen. Der Ring wird in die Landschaft gepfeffert und ziert fortan die Botanik. Nicht mehr so, seit die LH, d.h. ein Luftfahrtunternehmen, den Abzugsring erfunden haben will. Oder wirklich hat. Jedenfalls kann man seitdem den Ring nicht mehr in der freien Landschaft platzieren, weil er an der Dose bleibt. Dass sich der Kunde ekelt, weil er nunmehr ein Stück Blech mit allem Dreck darauf in sein Getränk drückt - geschenkt.

In dem Museum, mit vollem Namen „National Museum of the United States Air Force“ kann man die gesamte Historie der Luftfahrt erleben, sofern diese etwas mit Bomben oder MGs zu tun hat, nicht nur mit den USA, denn sogar die MEs, also Messerschmittkampfmaschinen, sind reichlich zu treffen. Eine V2 war auch dabei.

Unser Führer durch das Museum war ein gebeugter alter Herr, dem man nicht nur ein gebrauchtes Auto abkaufen würde. Hinter dem liebenswerten Opa verbarg sich aber ein unbeugsamer Kämpfer des Pazifikkrieges, einer der letzten, die noch leben. In einem Schrank, den er uns zeigte, stehen Kaffeetasten, eine für jeden, der noch lebt. Wenn er das Zeitliche segnet, wird sie umgelegt. Es sind nur noch wenige Tassen im Schrank.

Die Amerikaner sind stolz auf ihre Luftwaffe. Wir hatten aber sehr gemischte Gefühle. Soll ich beim Anblick von FAT Boy, der Atombombe, die über Nagasaki runterging und im Nu 70.000 Menschen, später noch einige hunderttausend, ins Jenseits beförderte, mit Schrecken oder mit Freude reagieren? Immerhin hat die Maschine den größten Krieg aller Zeiten beendet. Naturgemäß sieht man FAT Boy nur als Modell, weil das Original … Der Bomber ist aber echt. Es fehlt nur noch Enola Gay, das ist der, der Hiroshima vernichtete. Übrigens, die Maschine trägt den Namen der Dame, die den Piloten geboren hatte, der die erste Bombe abgeworfen hat. Sie, Enola Gay, steht in Washington im Museum. Ihr Pilot hat sich 50 Jahre nach dem Abwurf der Bombe als stolzer Kämpfer gezeigt. Letztlich haben die Amis diesen Krieg weder gewollt, noch gerne geführt.

Wer sich nicht mit hübschen Bildchen abfinden will, wo z.B. der Pilot Tibbets beim Abflug nach Hiroshima fröhlich aus den Fenster winkt, oder der Bombenabwurf auf Nagasaki als „nose art“ verewigt wird, kann sich in Youtube die Explosion der Bombe als Video ansehen. Ohne Ton, versteht sich, weil man aus der Höhe die Explosion nicht hört. Man kann übrigens die Bockscar als „sehr detailgetreuer Plastikbausatz“ im Internet kaufen, „Farben und Klebstoff sind im Bausatz nicht enthalten.“ Über Geschmack kann …

Im Museum hängt auch eine besondere Errungenschaft der Fliegerei an der Decke, die B-52 Stratofortress. Sie hat ihren Erstflug 1952 absolviert und soll bis 2040 (!) im Dienst bleiben. Die Vietnamesen nannten sie den „Leisen Tod“, weil sie ihre Bombenteppiche aus so großer Höhe abwarf, dass man sie nicht hören konnte. Natürlich haben die Bomben ordentlich Krach gemacht, wenn sie unten ankamen. Wo die ankamen, kann man heute besichtigen, in Vietnam.