Halt Gondwana …

 

Tiere am Great Barrier Reef

Wer den Namen hört, wird natürlich an Meerestiere denken. Ist auch richtig so. Am Barrier Reef erreicht deren Population ein Extrem. Allerdings wird dieses Gebiet ob der Vielfalt der Fauna des Meeres von Melanesien getoppt. Wenn man aber die Vielfalt an Fauna, und vor allem, deren Originalität bedenkt, lässt sich Australien durch kein Gebiet der Erde übertreffen. Manche von ihnen bewegen sich ganz auffällig durchs Meer, z.B. der große Manta, der fast acht Meter breit und 2,5 Tonnen schwer werden kann. Andere sieht man gar nicht, wie die Seewespe oder blue-ringed octopus. Auch der Krokodilfisch, der zwar schön groß wird, aber durch gute Tarnung unauffällig bleibt.

Einer, der gut getarnt ist, und dadurch doppelt böse, hört auf den Namen cane todd, eine giftige Kröte, die man eingeführt hat, um die Zuckerrohrplantagen gegen eine Plage zu schützen. Sie selbst hat sich zu einer schlimmen Plage entwickelt und hat 17 Tierarten, die an ihr einen Narren gefressen haben, an den Rand der Ausrottung gebracht. Durch sie habe ich den Unterschied zwischen giftig und giftig kennen gelernt. Auf Deutsch gibt es den nicht so deutlich, die Wörter „venom“, „toxin“ und „poison“ haben nur eine deutsche Übersetzung, Gift. Eine Schlange ist giftig, der Kugelfisch auch. Allerdings kann man auch eine giftige Schlange essen, weil das Gift nicht im Fleisch steckt. Hingegen wirkt der (unfachmännisch zubereitete) Kugelfisch beim Essen tödlich. Die Zuckerrohrkröte hat von beiden was. Sie spritzt ihr Gift bis zu zwei Meter weit, und ihr Fleisch ist ebenfalls giftig. Guten Appetit.

Zwei der seltsamsten Tiere der Welt leben hier. Sie gehören einer seltenen Gattung an, Eier legende … nicht Wollmilchsau, sondern Säugetiere. Das eine schwimmt gerne wie das Tier, von dem sein Schnabel stammt, und nennt sich Platypus. Das andere sieht eher aus wie unser Igel. Echidna.

Die größte Gruppe besteht natürlich aus Beutelträgern. Einst bildeten sie unsere Tierwelt recht gut ab, mit Pflanzenfressern und Carnivoren, also Tiere, denen es nach Fleisch gelüstet. Beide kamen aus Tasmanien, der Tiger und der Teufel. Den Tasmanischen Tiger (eigentlich ein Beutelwolf) gibt es seit 1936 nur noch als Museumsstück. Der Tasmanische Teufel treibt sein Unwesen noch auf Tasmanien. Wenn es nach den Farmern gegangen wäre, wäre auch der längst ausgestorben.

Übrig geblieben sind die Pflanzenfresser, Kängurus, Wallabies, Koalas, Possums, Wombats usw. Übrigens, Possums schmecken auch Nudeln mit Sauce Bolognese. Sie sind also keine Veganer, sondern Omnivoren. Und Koalas können nicht als Antialkoholiker gelten, weil sie dauernd besoffen herum klettern. Deswegen dürfen sie nicht fliegen wie die Gleitbeutler, die nachts von Baum zu Baum huschen. Koalas hingegen bewegen sich so, dass sie in Baseler Oberland nicht als Hektiker eingestuft würden.

Die Beuteltiere kommen nicht nur auf Australien vor, wie man in Europa denkt. Auf Papua-Neuguinea leben etwa 70 Arten mit Beutel. In West-Indonesien leben auch viele Arten. Allerdings hört ihre Ausbreitung zwischen Borneo und Sulawesi schlagartig auf. Das hängt damit zusammen, dass in der Eiszeit Sumatra, Borneo, Bali und Java mit Asien verbunden waren, während die östlichen Inseln von Australien aus fußläufig zu erreichen waren.

Die gondwanische Vergangenheit bringt es mit sich, dass auch Amerika Heimat von Beuteltieren ist. Sogar in Nordamerika lebt eine Art (Nordopossum). Sie hat ihr Siedlungsgebiet bis Kanada ausgedehnt.

In der Größe reichen die Tiere von 180 cm und 90 Kilogramm (Rotes Riesenkänguruh) bis 5 (!) cm und 5 (!) Gramm (Flachkopf-Beutelmaus). Bei der Geburt beträgt ihr Gewicht allerdings etwa 1% das der Mutter. Beim ausgestorbenen Diproton wären das immerhin 28 kg, weil die Mutter bis 2,8 Tonnen wiegen konnte. Diese Tiere haben übrigens die als naturverbunden geltenden Aborigines ausgerottet. Es gibt wohl keine Menschen, die naturverbunden sind.

Die Tierwelt in Australien ist bekannterweise einzigartig. Das gilt für Über- und Unterwasser, und auch in der Luft. Am Great Barrier Reef kann man Reiher aus Sibirien begrüßen, während die Tunfische, die man hier findet, auch vor Florida gesehen werden könnten. Sie schwimmen rastlos um die Welt und legen über 1 Mio km zurück, wenn sie nicht früher gefangen werden. Die Vogelwelt bietet über 1.000 Arten, davon 300 Papageienarten. Die größten Adlerarten leben ebenso hier wie die größten Pelikane. Und der größte Eisvogel, der bekannteste, Kookaburra oder der Lachende Hans. Der Emu und der Kasuar sind Erbstücke aus Gondwana. Australien liegt am südlichen Ende einer Zugstrecke, die vom Östlichen Russland, Sibirien und Alaska über Südostasien bis nach Australien und Neuseeland reicht. Etwa zwei Millionen Vögel folgen dieser Route von und nach Australien jedes Jahr. Und ein Vogel, den man gar nicht hier vermutet, der Pinguin, brütet sogar hier. Allerdings nicht am Great Barrier Reef. Nicht vergessen: Salties leben in Massen hier und dürfen nicht mehr von Crocodile Dundee abgemurkst werden.