Menschen, die keine sein sollten

 

Mehr Kunst? Kein Mangel. Die Abrigine haben noch vor den Steinzeithöhlen in Europa ihre Landschaft mit ihrer Kunst bereichert. Sie ließen es nicht dabei bewenden. Sie formten sogar die Landschaft mit ihrer Jagdmethode - Jagen mit dem Feuer. Die Idee: Man brennt bestimmte Streifen des Landes gezielt ab, so dass dort saftiges neues Grün entsteht. Dann muss man nach jagdbaren Tieren nicht suchen. Sie sind nämlich genau dort zu finden, wo das Gras am grünsten ist. Die Idee ist etwa so genial wie das Anlegen von Ententeichen in der Zugroute der aktischen Enten und Gänse, die die amerikanische Gesellschaft WWDU betriebt (Western Washtenow Ducks Unlimited). Die Ducks Unlimited ist kein tierlieber Club, sondern eine Vereinigung von Jägern. Sie geben den Tieren Lebensraum und jagen sie woanders. Genau das haben die Aborigine so etwa vor 6000 Jahren betrieben und auch als die Weißen kamen, für die sie keine Menschen waren. 

Wesentlich raffinierter als die im 20. Jahrhundert in Amerika kopierten Methode fiel die Methode der Vogeljagd mit Hilfe eines Flugobjekts aus. Ein Europäer denkt, die Bumerangs wären Jagdinstrumente, mit denen man das zu erlegende Tier trifft. Wer ein solches Objekt benutzt, weiß, dass dies ziemlich schwierig ist, weil ein Bumerang nicht geradeaus fliegt. Die Methode wäre also eher was zum Verhungern. Die Australier machten es aber anders. Sie spannten ein Netz über den Fluss und ließen die Bumerangs über den Köpfen der Vögel kreisen. Aus Angst vor dem vermeintlichen Greifvogel flogen die Schwärme direkt in die Netze. Auf die Idee muss man kommen.

Und für die Tiere unten im Fluss haben sie auch was erfunden: Fischfarming. Neuerdings in Mode weltweit, wurde die Kunst vor Jahrtausenden in Australien betrieben. Man nutzte dazu die Strömungen des Meeres an den Küsten aus.

Meine Fahrten durch Kakadu haben leider nicht das Land eingeschlossen, in dem die Aborigine autonom sind. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr in ihrer Traumzeit gestört werden. Wir haben ja genug angerichtet. Durch sie habe ich, ohne dass irgend einer eine Lehrstunde für mich abgehalten hat, unwahrscheinlich viel gelernt. Leider auch über uns.

Ich muss gestehen, dass ich diese Frage nicht beantworten kann. Die Antwort hatte ein gewisser Captain Cook gefunden, allerdings niemandem erzählt. Jedenfalls fand er, dass Australien ein Land ohne Menschen sei (terra nullum). Deswegen konnte man die Einwohner der Landes bis ins 20. Jahrhundert hinein wie Kaninchen jagen. Wer das für eine australische Marotte hält, sollte sich mal in den USA umsehen. Dort soll es noch 1875 Prämien für Indianerschädel gegeben haben. Früher gab es die für Skalps, die wuchsen aber manchmal nach.

Nachdem man aufgehört hatte, die Leute in die ewigen Jagdgründe zu schicken, weil allzu blutig, hat man versucht, sie anderweitig auszumerzen. Man nahm ihnen die Kinder weg, die als Mensch erzogen werden sollten. Ich weiß nicht, wann man damit aufgehört hat. In Kanada wurden den Einwohnern die Kinder bis in die 1960er Jahre hinein entzogen.

Die Geschichte hat einen Namen: Die Mission des weißen Mannes. Über vier Jahrhunderte haben Europäer versucht, andere Kontinente zu unterwerfen, deren Menschen auszumerzen, und wenn alles doch nicht ging, die Leute wenigsten ihrer Kultur zu berauben. In Nordamerika ist es fast gelungen. In Australien ebenso fast. Dass Australien überhaupt als Kontinent gilt, ist dieser Ideologie zu verdanken. Eigentlich ist das Land eine asiatische Insel, die durch die großen Fluten vor 10.000 Jahren von dem Rest, insbesondere Papua-Neuguinea getrennt wurde. Von Asien kamen auch die Einwohner Australiens her. Sogar die Dingos stammen von dort.

Die herrschenden Völker wollten nicht zulassen, dass dieses Land Asien gehört. Genauso wie sie in der Antike bestimmt haben, wo Europa endet: Am Bosporus. Ansonsten endet der Kontinent am Ural, also 3000 km weiter östlich. Nun könnte man auch die Vorstellung der herrschenden Völker nehmen, wenn man bestimmen will, was ein Mensch ist. Da fällt mir ein Kunst und Baukunst. Haben die Aborigine eine Kunst entwickelt? 

Da fällt mir ein Bauwerk samt Kunst am Bau ein, das viele tausend Jahre auf dem Buckel hat. Man hat dort einen Felsen teilweise abgetragen, sodass ein Galerie entstand, die auf natürlichen Säulen ruht. Die Decke ist reichlich verziert mit Gemälden, die ewig halten. Die Aborigine wussten also vor 40 Jahrtausenden, wie man mit Material und Felsen umgeht.

Wer ist primitiv …?

Was ist ein Mensch?

Kakadu ist eine Reise in die Zukunft. Dort kann man lernen, wie man ein Land formt, sodass man 40.000 und mehr Jahre davon leben kann. Wir haben in nur 50 Jahren 90% aller Fische der Welt vernichtet. Man kann dort lernen, viele Tage ohne Wasser durch die Wüste zu marschieren. Oder tagelang halb im Wasser fahren. Dort gelten unsere Zeiträume nicht - walkabout heißt, sich von der Zeit - fast - zu befreien. Die Aborigine habne dort überlebt, obwohl wir ihnen ihr Paradies zur Hölle gemacht haben.

irgend wann werde ich die Reise zu diesem Ort beschreiben. Bestimmt!