Mein altes Land
Welterbe seit 21.06.2013
Wo ich schon einmal gewesen war …
Kırgısıstan habe ich besucht, weil ich schon einmal da gewesen bin, so etwa vor 3.000 Jahren. Man sagt, dass meine Vorfahren, wie überhaupt die ganze Menschheit, einst aus Zentralasien ausgewandert sind, um den Rest der Welt in Besitz zu nehmen. Wie dem auch sei, ich wollte die Heimat meiner Vorfahren so bereisen wie einst - hoch zu Ross! Und das ganz schön hoch. Drei Pässe oberhalb von 3.600 m waren zu nehmen und eine ganze Reise oberhalb der Baumgrenze, wo ich doch am liebsten unter Palmen bei etwa 0,0 m ü.M. weile. Oder in Berlin bei 35,235 m ü.M.
Wie man auf solche Schnapsideen kommt, will ich lieber nicht verraten. Sonst gibt es womöglich Nachahmungstäter und höhere Preise für ähnliche Reisen. Aber gemach! Ehe man einen Mallorca Urlauber die Berge hoch treibt, und das auf dem Pferd, kriegt man ein Nadelöhr durch ein Kamel - oder umgekehrt?
Die Reise bietet eine Organisation an, die weltweit Pferde und Reiter zusammen bringt, d.h. Reiter zu Pferden anderswo. Auf die Idee, Pferde zu Reitern anderswo zu fliegen, ist man noch nicht gekommen. Vermutlich weil Pferde derzeit nicht gut bei Kasse sind.
Die Reise nennt sich „Trail Seidenstraße“, und man wandelt auf den Spuren von „Marco Polo“, so laut Prospekt. Hoffentlich nicht, weil der Herr vermutlich nie nach China gereist ist. Seine Reiseerlebnisse sollen eher denen von Karl May entsprechen - frei erfunden. Oder vielleicht beim Dösen in einem levantinischen Hafen aufgeschnappt. Diese Reise war aber real - und dessen Ende auf dem Flughafen von Moskau recht surreal. (Reisender, musst Du über Moskau fliegen, nimmt einen anderen Weg, sei es wie Columbus, verkehrt herum nach Indien. Egal, nur nicht über Moskau!)
Der Ritt geht von einem großen See (Isık Göl bzw. Ysyk Kul, weil die Kirgisen zwar sehr ähnlich sprechen wie die Türken, aber deren modifiziertes Alphabet nicht kennen) in das Tien Shan Gebirge, oder Tengri (Gott), wobei Tengri Dagh mit 7010 m ü.M. schon eine imposante Höhe darstellt. 天山, auf Chinesisch, Tanrı auf Türkisch. Einst zogen sich die Schamanen auf diesen Berg, um zu sterben. Das Bergmassiv bildet die Grenze zwischen Kırgısıstan und China und erstreckt sich über etwa 1,000,000 km². Wovon wir natürlich nur einen kleinen Teil abgeritten sind.
Und der war wahrlich groß genug. Nachdem wir den ersten Tag gleich 1.300 Höhenmeter an die Baumgrenze hoch gekraxelt sind, blieben wir den ganzen Ritt über oberhalb dieser Marke und sahen eben keinen Baum. Zwischen des Pässen, die zu reiten waren, oberhalb 3.600 m bis 3.900 m., lagen unendlich lange Täler, die, mit den Berggipfeln und den Gletschern darauf zusammen, ein Gefühl dafür vermittelten, warum die Leute beim Anblick dieses Gebirges an Gott gedacht haben müssen.
Wildes Land ist dies indes nicht. Lange bevor die Türkvölker sich so nannten, hatten sie die Berge besiedelt und betreiben heute noch eine Art Almwirtschaft. Die Kirgisen sind eines der sechs türkischen Völker, die einen eigenen Staat besitzen. Es gibt noch viele autonome Turkrepubliken in der Russischen Föderation und zwei autonome Regionen in China und Moldawien. Anders als die Türkei-Türken, die vergessen haben, dass sie einem nomadischen Volk angehören, und lieber vor´m Fernseher auf der Couch in die Zukunft dümpeln, sind die Kırgız ein echtes Reitervolk. Noch! Und das Land, über das wir geritten sind, präsentierte viele Zeugnisse über das Leben eines solchen Volkes - von Solarzellen an manchen Jurten mal abgesehen.
Yarramalong ist das Land der wilden Pferde