Anreisewege

 

Der Segler, der nach Kuşadası will, muss erst einmal nach Athen fliegen. Das ist sehr Easy.... Die Pünktchen stehen für die Fluggesellschaft, für die ich keine Werbung machen möchte, weil die uns beim Rückflug beinahe hat stranden lassen, nachdem wir bereits gestrandet waren. (Keine Sorge, die sind nicht böse wie meine Lieblings-Airline).

In Athen könnte die Yacht in Kalamaki im Hafen dümpeln. Echt kein Problem, mit dem Autobus dorthin zu fahren. Wie ich einer Frauenstimme aus Griechenland entnehmen musste, ging das aber nicht. Sie war verzweifelt, weil sie dies meinem Mitsegler Sven nicht erklären konnte. Ich sass noch an meinem Tisch in Berlin, als die Hiobsbotschaft kam. Sie rief an und sagte, es ginge nicht. Was denn? Die ganze Crew müsste nach Lavrio mit dem Bus fahren. Wie finde ich eine Crew, von der ich nicht einmal weiß, wo sie sich befindet - in Athen, in der Luft oder anderswo? Einige waren sogar noch in Berlin.

Kalamaki sieht etwa so aus, wenn Winter ist. Voller Yachten, aber noch nicht voll. Einige Plätze sind noch frei. Voll wird der Hafen, wenn die kleinen weißen Striche (oben links im Bild, unteres Bild) ins Wasser kommen. Das sind ineinander geschachtelte Yachten. Ja, die waren gerade alle im Wasser, weil die Segler noch in Wintersachen zu Hause dösten. Lavrio ist hingegen an der Ägäis und hat noch Platz. Man muss leider etwa 2 Stunden mit dem Bus dorthin fahren.

Nachdem die Crew eine Woche eine Ehrenrunde durch die Inseln bei Athen gedreht hatte, musste Sven mit einem Mitsegler allein den Weg nach Kuşadası antreten. Der zuweilen tierisch harte Sommerwind Meltemi hatte noch nicht eingesetzt. Aber der Nordwind allein reichte. Von Mykonos nach Kuşadası - die Reise gestaltete sich als ein kuscheliger Ritt mit 7 Bft. und Wellen über ein Meter, und das über drei Tage. Als ich meine Abholer traf, waren sie ziemlich alle, obwohl der eine vier Monate im Winter die Ägäis gesegelt hatte und der andere gerade seine Lehre auf einem Großsegler hinter sich.

Ich reiste, gemäß Plan bequem, mit dem Flieger nach Izmir. Da aber unser Feldflughafen Schönefeld noch als letzte Bastion der DDR-Kultur fungiert, war der Flug alles andere als bequem. Vor allem die Reisezeit - Abflug um 2:30, Ankunft 6:35. Vorher Geisterfahrt mit der Berliner S-Bahn über eine Stunde … Als ich auf dem Flughafen ankam, wurde ich sofort von einer türkischen Dame mit Beschlag belegt. Sie hatte gemerkt, dass mein Gepäck unmöglich 30 kg schwer sein könnte. Bitte, bitte nimm etwas von meinen Sachen mit. Sie hatte mehrere Taschen mit etwa 40 kg und dazu drei Pizzabäcker, zwar nicht schwer, aber sperrig. Ihr sonstiges Handgepäck hätte bei anderen Fluggesellschaften nie in die Kabine geschafft, bei Ryan Air hätte sie allein für das Ding Übergepäck bezahlen müssen. Wir sind aber nicht bei Ryan Air, türkische Flieger werden serienmäßig mit Dachgepäckträger ausgeliefert.

Beladen mit zwei Pizzabäckern und einem Rucksack torkelte ich in den Bomber und legte mich schlafen. Jeder hatte so drei bis vier Sitze für sich und reichlich Decken und Kopfkissen. Als der Flieger abhob, muss die Maschine eher wie ein Schlafsaal ausgesehen haben. Ich habe aber nichts mehr gesehen und schlummerte bis zum Aufsetzer in der Türkei. Die Nacht packte gerade ihre Sachen und wollte sich verabschieden. Die Schlafbrigade kam langsam in Schwung. Nur noch zwei Busfahrten, eine in die Stadt zum Busbahnhof, die nächste nach Kuşadası - und schon stand ich an einem Strandcafe, fast exakt im Osten von Athen. Vor mir eine Statue mit seltsamen Vögeln. Die Hand zeigte Richtung Westen und ließ Tauben frei, Friedenstauben als Nachricht für die Griechen. Davor ein uralter Olivenbaum. Ein türkischer Außenminister und der griechische Premier haben das Denkmal eingeweiht. Tauben und Olivenzweig - Türken und Griechen müssen sich verstehen.Und wie soll ich das verstehen? Erklärung auf der nächsten Seite …

Wie man hierher kommt …