Ein ganzes Land für einen Sänger?

 

Gott ist nicht tot, er singt in …


Der Plan zum Besuch von Graceland entsprang einer lustigen Unterhaltung über Marotten und die dazu gehörigen Menschen. Ein Highlight in diesem Gespräch bildete ein Götzentempel, den man zwar nicht für einen Sänger errichtet hat - er hat bereits früher darin gelebt -, aber zu seiner Ehre betreibt. Graceland in Memphis, Tennessee! In dieser Stadt haben nicht nur solche Größen der Blues wie B.B. King oder Howlin´ Wolf gelebt und den Memphis Blues entwickelt, sondern der King höchstpersönlich, der die Entwicklung zum Rock´n Roll nicht weniger höchstpersönlich vorwärts gebracht hat.

Memphis ist die Geburtsstadt eines Musikinstrumenten-Zwillings, der Rhythmus- und der Sologitarre als Duo. Später wurde dies ein Standard. Etwas später nach der Geburt von Blues in Memphis wurde ein Kind geboren, das Musikgeschichte machen sollte. Mit eben diesem Instrument, der Gitarre - um die Hüfte geschlungen oder geschwungen. Allerdings in Tupelo, Mississipi. Seine Geburt verlief katastrofal, weil sein Zwilling bereits tot auf die Welt kam und die Mutter deswegen nie mehr Kinder bekommen konnte. Sie war aber so glücklich, dass der zweite lebte, und hat ihm einen Namen „gestrickt“ aus dem Wort „lebt“, was auf Amerikanisch „lives“ lautet. Freunde des Anagrammierens werden keine Schwierigkeit haben, den Jungen zu identifizieren.

Nachdem er 1977 das Zeitliche gesegnet hatte, wurde das Anwesen, das er unter anderem erspielt hatte, von seiner ehemaligen Frau der Öffentlichkeit geöffnet, um die Kosten zu decken. Mittlerweile pilgern etwa 600.000 Leute jährlich dahin. Mit Kosten decken is´ nix, da kommt richtig Geld zusammen. Und seit 2006 ist Graceland „National Historic Landmark“, eine Art nationales Monument der USA. Davon gibt es etwa 2.500, so z.B. Pearl Harbour Naval Base, wo einst Feuer vom Himmel regnete, oder Burks' Distillery in Kentucky, wo seit 1805 der Whiskey sprudelt. Diese Destille ist beileibe nicht das einzige nationale Denkmal der USA, das uns erklären kann, warum G.W. Bush so ein toller Kerl ist. Und Johnny Cash - ein Leben zwischen Suff und Kirche …

















Der Herr von Graceland war von anderem Kaliber. Suff allein reichte ihm wohl nicht. Wie dem auch sei, hinterlassen hat er eine Revolution in der Musikwelt, unvorstellbare Mengen an Gold- und Platinplatten - und eben Graceland, wo ich hingefahren bin. Amüsieren wollte ich mich über die Pilger, denen nichts heilig ist. Es ist am Ende doch anders gekommen …