Bilder und Geschichten aus meinen Reisen
Fisch satt - Schalentiere auch
Warum nicht ich?
Auch wenn die Szene den meisten Menschen dieser Welt reichlich langweilig vorkommen mag, ich war neidisch auf diesen Mann, der weit von dem Hafen in Seogwipo, dem Süden der Insel, entfernt seine Angel in die Wellen warf. Anders als unsere Angler an der Havel ziehen sie die Angel nicht fast immer abgefressen zurück. Die Angler werden viele Kilometer in der Gegend kutschiert und lassen sich auf einem der vielen Felsen und Inselchen nieder. Abends sammelt ein Schiff die wieder ein.
Was die Angler aus dem Wasser ziehen, kommt gegen die Beute der großen Fischerflotte nicht an. Weder in Paris bei den alten Markthallen noch in Barcelona habe ich einen solchen Fischreichtum auf den Märkten erlebt. Erst recht in den Restaurants.
Eine erstaunliche Vielfalt an Fisch und Krustentieren findet jeden Tag seinen Weg auf einen großen geschlossenen Markt, in dem eine ganze Straße dem Fisch gewidmet ist. Während man auf dem großen Fischmarkt in Tokio eher Eisklötze bewundern kann, lebt hier alles. Sogar die Massen an Tintenfischen kauft man lebend.
Kennt jemand den Witz: Austern isst man wie Nüsse, in Schale? Kein Witz hingegen waren kleine Krebse, die man mit Schale isst, egal ob man sich in Schale geschmissen hat oder in Jeans nieder kniet. Zum Glück habe ich das nicht mit den vielen kleinen Schnecken versucht. Manche von denen sind nämlich verdammt hart.
Dass die koreanische Küche eine besondere ist, hatte ich früher nicht glauben wollen. Das Land stand ja schon immer unter chinesischem Einfluss und war zudem von 1912 bis 1945 eine japanische Kolonie. Die Unterdrückung der Bevölkerung fing mit der Analphabetisierung an und endete noch lange nicht beim Austreiben der Kultur. Ergo: Koreanisches Essen wird entweder chinesisch oder japanisch schmecken. Weit geirrt.
Die koreanische Küche ist vor allem Fisch, Fisch, Fisch. Aber auch ein unerhörter Reichtum an pflanzlicher Kost. Selbst als selbsternannter Kannibale fühlte ich mich in deren vegetarischen Lokalen äußerst wohl. Erst recht, wenn es sich um ein Fleischlokal handelt, wo man seine Grillhäppchen in Blätter gewickelt isst.
Zweimal hatte ich das Glück, offiziell von Koreanern eingeladen zu werden. Beim ersten Mal dauerte das Bankett schlappe sieben Gänge - ohne Nachtisch freilich. Als meine Kollegen aus England und Schweden manche Speisen erblickten, drehte es ihnen den Magen um. Gurkensalat - aber aus Seegurke z. B. Diverse Zubereitungen von Tintenfischen - lecker Tentakel! Da die Herrschaften ihr gutes Benehmen unter Beweis stellen wollten, schoben sie ihre Pretiosen öfter mal auf meinen Teller. So erlebte ich einen meiner schönsten Abende im Leben. Auf Jeju waren nur solche der Einladung gefolgt, die Fisch essen und essen wollten. Auch die waren nach vier Gängen mit Fisch, Schalen- und Weichtieren papp satt. Dann kam die Hauptspeise auf den Tisch! Ein großer Fisch …
Das einzige, was mich in Korea störte, war die Abwesenheit meiner Angel und meiner Tauchausrüstung. Als miserabler Reiseplaner hatte ich übersehen, dass die Insel tolle Tauchgründe bietet. Wenigstens die Angel hätte ich ins Gepäck packen sollen.
Dass das Glück den Dummen hilft, ist wohl ein Gerücht!
Kappadokien ist das Land der schönen Pferde