REISEN - REISEN
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Bilder und Geschichten aus meinen Reisen
Weißer Mann im Loch
Vorbildlich scheint die Solidarität zwischen den Millionären und den Habenichtsen zu sein. Da sie allesamt Glücksritter sind und auch wissen, dass es keine Methode gibt, um Opal zu finden, außer auf gut Glück zu buddeln, geben die Glücklichen Geld zu den Noch-Nicht -Glücklichen, damit sie sich mit Maschinen und Dynamit eindecken.
Ein besonders gewiefter Glücksritter trägt die Schuld daran, dass man erstens nicht rückwärts laufen darf und zwotens die Buddelkisten nicht mehr betreten darf. Er hasste wohl Glücksspiele und hat sich eine todsichere Methode ausgedacht, wie man mit Hilfe einer Mine reich werden kann. Er war mit seiner Verlobten nach Coober Pedy gekommen. Dann bat er die Dame seines Herzens, vor einer der Minen zu posieren. Ach, Liebling, geh´ma´ein Schritt zurück … Das Ende der Geschichte kann man sich ahnen. Jedenfalls die Dame betreffend. Der vorehelich verwitwete hat aber Coober Pedy verklagt. Auf Schadenersatz. Nicht in Naturalien, naturgemäß. Er wollte nicht die versenkte Dame wieder haben, sondern Bargeld. Angeblich musste man seinen Schmerz mit einer halben Million A$ stillen.
In Coober Pedy lebt man, wie bereits gesagt, vom Opal. Und Opal heißt so viel wie Wasser, denn dieses Gestein entstand durch Versickern des Wassers. Tatsächlich verdankt Coober Pedy seine Entstehung der Suche nach Wasser. Das war im Januar 1915, als der 14-jährige Willliam Hutchinson, als Begleiter mit seinem Vater für das New Colorado Prospecting Syndikate auf der Suche nach Gold unterwegs, per Zufall Opale fand, als man in der Nähe des Lagercamps südlich von Coober Pedy nach Wasser suchte. Acht Tage später brach der erste Opalrausch in Süd-Australien aus.
Da leider Gottes alles Wasser versickert ist, müssen die Einwohner Durst erleiden. Den durften sie aber nicht überall löschen, weil ein Teil, Umoona, trocken gelegt wurde. Jedenfalls nicht mit Alkohol. Die Flüssigkeit, die der übliche Mensch zu sich nimmt, Wasser, kann man hingegen reichlich finden. Leider befindet es sich in recht großer Tiefe. Für australische Verhältnisse umme Ecke befindet sich zwar ein großer See, Lake Eyre, dessen Wasser ist indes recht ungenießbar. Außerdem lässt es sich so etwa alle 50 Jahre mal sehen. Das Becken des Lake Eyre, benannt nach dem großen Australienforscher John Eyre, war seit seiner Entdeckung erst dreimal mit Wasser angefüllt. Ansonsten bedeckt es eine etwa 3 m mächtige Salzschicht. Alle drei Jahre etwa kommt es zu einem Wasserpegel von 1,5 Metern, einmal pro Jahrzehnt zu einem Stand von 4 Metern. Etwa zwei mal pro Jahrhundert soll der See ganz oder annähernd gefüllt sein. Die NASA führt fleißig Buch über den See.
Bleibt noch? Ja, das was die Pedianer am besten können, buddeln. Das Wasser kommt von einer Bohrung dreißig Kilometer entlang der Oodnadatta Road und ist sehr salzig. Mit Hilfe umgekehrter Osmose wird das salzige Wasser durch Entfernen des Salzes zu trinkbarem Wasser umgewandelt. Es gibt auch eine Zapfanlage: wenn man 20 cents einwirft, erhält man an die dreißig Liter Wasser. Als Bewohner eines mit viel Wasser gesegneten Landes, Berlin und das ganze Land nordwärts besteht zu einem erheblichen Teil aus Seen und Flüssen, würde man meinen, das Wasser hier sei besonders teuer. Denkste! Als ich dort war, musste man in Berlin mehr pro Kubikmeter bezahlen, wenn man die Entsorgung mit einrechnet. Wer heute einen Anschluss hat, zahlt als sparsamer Mensch (bis 50 kls) 3.35 A$ per kl, das sind wohl cbm. Wer mit Wasser aast, muss halt A$ 5,10 bezahlen.
Die Australier wollten auch hier in der Wüste nicht auf ihre Golferei verzichten. Dennoch mochten sie mit dem Wasser nicht so aasen wie die Amerikaner, die in der Wüste Golfplätze anlegen und dafür den Bauern das Wasser kürzen, so geschehen um Las Vegas. Der Golfplatz um Coober Pedy besteht aus Sand. Das grün heißt hier brown, und ist eine andere Art Sand. Damit der Golfer nicht fremdelt, heißt die Sandfläche halt „grass“. Der australische Humor bleibt nicht hinter dem britischen zurück, wo er auch her kommt. Allerdings müsste man ihn eher Galgenhumor nennen, da die ersten Briten in Australien echte Galgenvögel waren.
Coober Pedy liegt zwar nicht ganz nahe bei Kakadu. Es sollte aber nicht vergessen werden. Wer die Stadt einmal gesehen hat, wird es ohnehin nicht können. Warum das so ist, sieht man aus der Karte. Vielmehr sieht man nichts. Denn der größte Teil von Coober Pedy befindet sich unter der Erde. Und die Bewohner, haben sie einmal ihre unterirdischen Wohnungen verlassen, steigen wieder in die Tiefe ab. Coober Pedy ist nämlich die Opal-Hauptstadt der Welt. Man ist hier entweder miner, oder mit einem miner verheiratet, oder bedient miner.
Kein Wunder, dass die bekannteste Folge von Mad Max hier gedreht wurde. Eine Stadt, in der es verboten ist, rückwärts zu gehen! Vorwärts laufen auch nicht. Als ich dort war, lebten etwa 3.500 Menschen aus 50 Ländern. Heute ist die Zahl etwas geringer. Fast jeder ein Original.
Der Name des Ortes stammt aus der Aborigine-Sprache und heißt so viel wie „Weißer Mann im Loch“. Er ist im Zweiten Weltkrieg entstanden, als hier Soldaten stationiert wurden, um die Japaner abzufangen, die im Norden eingefallen waren. Um die Hitze zu ertragen, haben sie sich eingegraben. Dies war der Anfang einer tollen Architektur, die man leider nicht sieht. Eigentlich sollten sich manche Architekten, die unsere Städte verschlimmbessert haben, daran ein Beispiel nehmen.
Will man sich ein Häuschen bauen, muss man nur eine Fräse bestellen. Die frisst eine Wohnung oder mehr in den Fels. Später kann man die wieder bestellen, wenn sich Nachwuchs anmeldet. Selbst das größte Hotel von Coober Pedy befindet sich im Keller. Auch das Gotteshaus.
Das Opalgeschäft st typisch für das Unternehmertum des kleinen Mannes. Anders als im Goldgeschäft haben große Firmen beim Opal nichts verloren. Das liegt daran, dass Gold gerne klumpt. Will sagen: hat man irgendwo Gold gefunden, gibt es in der Nähe noch mehr. Ist man auf Opal gestoßen, gibt es in deren Nähe mehr oder gar nichts. Daher wurde die Größe der Claims auf 50 x 50 m begrenzt. In der Mitte bohrt der Möchtegern-Miner langsam ein Loch. Und schüttet den Abraum auf eine langsam wachsende Pyramide. Man kann mit einem Presslufthammer anfangen, oder zu einem härteren Mittel greifen, zu Maschinen, die allesamt hier konstruiert und gebaut werden. Natürlich benutzt man den Peacemaker von Alfred Nobel. Peng!
Home of Mad Max
Über Coober Pedy und Lake Eyre kann man im Internet viele nette Geschichtchen lesen. Das wahre Erlebnis kann man aber nur vor Ort genießen. Es lohnt sich, die Gegend mal zu bereisen. Am besten mit einem Camper, entweder von Adelaide nordwärts oder von Darwin südwärts. Die Tour nordwärts hat den Vorteil, dass man seine Weinvorräte in Barossa Valley auffüllen kann, wo viele (ehemals) deutsche Winzer leben. Die Weine haben meistens auch (fast) deutsche Namen, z.B. Stuhl vom Kaiser.
Der echte Genießer nimmt sich ein Liegerad, vielleicht sogar ein Trike ( bzw. Liegedreirad), und radelt gemütlich die 3.000 bis 4.000 km runter. Man muss nur pro Tag über 120 km kommen können. Das ist der Abstand zwischen zwei Tankstellen.
Foto Phillie Casablanca
Foto Philip Morton
Foto NASA
Yarramalong ist das Land der wilden Pferde