REISEN - REISEN
Bilder und Geschichten aus meinen Reisen
Ein Land ohne Steine und Hunde
Der Kandidat geht als Erster unter - so könnte man das angeblich anstehende Ende der Inseln südlich von Indien bezeichnen, besiegelt durch die globale Erwärmung. Nach dem, was ich dort erlebt habe, muss man nicht die Schmelze der Polkappen abwarten, um die Malediven für tot zu erklären. Gott hilft denen, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen …
Die Malediven, das sind ungezählte Inseln, unter denen es kein Land gibt. Sie bestehen aus Korallen, die vom Meeresboden hoch wachsen, danach eine Insel oder ein Atoll bilden, und irgend wann mal langsam untergehen. Das Land ist riesig und winzig zugleich. Riesig ist seine Ausdehnung vom 7. Breitengrad Nord bis kurz südlich des Äquators, über 800 km, winzig gemessen an der Fläche, die über dem Wasser liegt. Die ist nämlich so groß wie die von Bremen, bei Ebbe. Besonders imposant fallen die Höhenangaben für die Gipfel der Berge aus, so etwa ein bis zwei Meter. Vielleicht gibt es Müllhaufen, die höher sind. In dem ganzen Land gibt es keinen einzigen Stein, aus natürlichen Gründen, und keinen Hund, aus religiösen. Wo kein Hund, braucht man auch keinen Stein, um nach aggressiven Vierbeinern zu werfen.
Wenn es um die Schönheit der Atolle geht, hier findet man die schönsten - überhaupt, der Name Atoll kommt von den Malediven. Wenn es um die Schönheit von Korallen, unter Wasser, geht, fand man einst kaum schönere. Das ist leider nicht mehr so, seit El Nino von 1998 zugeschlagen hat().
Die Malediven habe ich nicht in ihren ersten Jahren als Tauchziel erleben können, oder wollen, weil die Taucherei eher eine Plackerei gewesen ist. Zu essen gab es Reis und Fisch, alternativ zu Fisch und Reis. Wenn man sich waschen wollte, musste man mit einer Salzwasserseife ran, weil das Wasser aus einer Mischung aus Brackwasser und Palmenwurzelsekret bestand. Da hatte man es auf den Seychellen oder auf Mauritius besser. Ich kann mich aber glücklich nennen, die wilden Jahre auf den Malediven doch noch erlebt zu haben. Heute gibt es komplett überdachte Inseln, voll klimatisiert und mit Kaffee und Kuchen am Sonntag. Und Swimming-Pools. Dann lieber Reis und Fisch bzw. Fisch und … Wenn man als Nachtisch Kokosnuss essen möchte, darf man immer noch auf die Palme.
Diese Reise kann man leider nicht wiederholen, weil die Beschreibung viele Reisen zusammen wiedergibt. Während der letzten habe ich erleben müssen, dass die einstige Wildnis heute nur noch in meiner Phantasie existiert. Man segelt heute nicht mit einer Dhoni zu seiner Trauminsel. Man wird mit einem Hubschrauber oder Wasserflieger an der Bar abgesetzt. Segelnde Dhonis gibt es ohnehin nur noch im Gedächtnis früher Touris. Ahmet Cakir
Yarramalong ist das Land der wilden Pferde