Willkommen
 

Tauchen an Bord einer Gulet


Der Kandidat geht als Erster unter - so könnte man das angeblich anstehende Ende der Inseln südlich von Indien bezeichnen, besiegelt durch die globale Erwärmung. Nach dem, was ich dort erlebt habe, muss man nicht die Schmelze der Polkappen abwarten, um die Malediven für tot zu erklären. Gott hilft denen, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen …

Nachdem ich viele Jahre hintereinander auf die Malediven gefahren war, hatte ich Pause eingelegt, weil ich auch mal Landschaft sehen wollte. Die Malediven sind nämlich Land ohne Landschaft. Allerdings hatte mir der Tsunami von 2004 die Wahl unter relativ günstig zu erreichenden Zielen genommen. Entweder waren sie wegradiert worden oder der Grad an Zerstörung hatte in mir Zweifel erweckt, ob es sinnvoll wäre, sich zu einer solchen Gefahr auszusetzen. Tsunamis wiederholen sich, zwar nicht an der gleichen Stelle in der gleichen Art, aber allein die Ereignisse von 2011 haben mir nachträglich Recht gegeben. Also wieder auf die Malediven. Das war 2005. Die letzten Seiten dieser Website berichten davon und von den früheren Reisen. Vorneweg aber die Erlebnisse des Jahres 2011.

Die Tauchfahrten von 2011 fanden auf einer Yacht statt, deren Modell eines der für mich gemütlichsten Schiffe ist: Gulet. Diese Schiffe waren zu meiner Kindheit eine aussterbende Gattung, Nachfahren von Frachtschiffen in der Ägäis, die seit der Antike gebaut werden. Heute noch in Bodrum, Marmaris und Bozburun. Unser Schiff war etwas neuer, sein Name noch neuer. Ich hatte nämlich versucht, eine Gulet auf den Malediven zu finden. Sie hieß Keyif, was auf Türkisch so viel bedeutet, dass Bulgaren und Griechen die ehemaligen Herren allein deswegen unendlich bewundern. Diese aber war kurz nach dem Auffinden verschwunden. Daher sollte ich mit einem Motorschiff in Stahl fahren, das Aisha hieß und heißt.


Nu war Aisha unpässlich und musste ein paar neue Kolben bekommen. Damit landeten wir auf der Aisha II, einer Gulet mit einer Länge von sagen wir mal 28 m. Ob die Länge im Winter oder im Sommer gemessen wurde, kann ich leider nicht sagen. Egal, es kommt auch die Breite an, denn Yachten und ältere Herrschaften sind umso gemütlicher, desto breiter sie sind. Gulets sind gemütliche breite Segler mit einem dicken Bauch und zwei Masten. Da aber weder die Türken noch die Malediver das Segeln (mehr) so gemütlich finden, fahren die Gulets hie wie dort unter Diesel.

Getaucht sind wir in einem Land mit sehr wenig Land, das hauptsächlich aus Atollen besteht, die hier und dort aus dem Wasser gucken. Dort, wo sie das tun, gibt es Inseln (mit Name), neue Inseln (ohne Name), Giris (Inseln ohne Land, gerade mal aus dem Wasser guckend), Thilas (Inseln, die noch keine sind) und Farus. Die letzteren sehen aus wie ein Mini-Atoll. Ein Teil der Inseln ist nur der einheimischen Bevölkerung zugänglich, den Touristen nur für kurze Besuche, während andere Inseln nur von Touris bewohnt werden.

Seit einiger Zeit gibt es Inseln um die Inseln. Das sind Stelzendörfer, in denen sich die Touris tummeln. Sie stellen die Erweiterung von Inseln auf das Meer dar. Solche Siedlungen gab es in Südostasien reichlich, viele Orte sind sogar erst von See aus besiedelt worden. Dort lebten und leben aber normale Menschen. Auf den Malediven sind es Touris.