Tauchgebiete ohne Ende
 

Wenn einem in dieser Gegend auch an allem mangeln würde, wäre ich immer noch glücklich, hier zu sein, ob der vielen Tauchgebiete. Dabei muss man Matagi gar nicht verlassen, um zu tauchen. Die boys stellen einem die Flasche dorthin, wo man sie haben will. Später muss man nur sagen, wo sie zu finden ist. Das wird heute etwas anders sein, weil auch Matagi professionell geworden ist. Allein tauchen ist nix. Eine alte Taucherweisheit sagt, tauche nie allein. Was sie nicht sagt, Dein Buddy könnte überleben, wenn Du allein getaucht wärest. Immer wenn man einen toten Taucher findet, liegt einer daneben. Warum wohl?

Da bekanntlich das Gras auf der anderen Seite des Zauns grüner ist, fährt man doch mit dem Schiff hinaus, um was anderes zu erleben. Auch wenn man dies für Quatsch hält. Bei mir hatte die Fahrerei allerdings einen anderen Grund: Angeln. Erst recht hier, wo der Führer auch noch Fiji Meister in Hochseeangeln war. Kaum abgelegt, zieht man sich die Kampfhose an und setzt sich in den Kampfstuhl. Es geht zwar auch ohne Hose, sieht aber viel undramatischer aus. So ein Kampf mit einem 30 kg Barrakuda ist schon filmreif.

Die Tauchgründe - sie haben heute bestimmt viel schönere Namen als damals - können sich mit dem Great Barrier Reef messen. Das will schon was heißen. So kommen auch die Aussies hierher, weil die Riffe vor ihrer Nase zwar viel berühmter sind, aber auch entsprechend teuer. In der zweiten Woche meines Aufenthalts lernte ich einen Aussie kennen, der hier gefilmt hat. Als Hiwi, der ihm die Fische vor die Flinte, Pardon Linse, getrieben hat, habe ich sofort seine Anerkennung gefunden. Später ist er ganz als Filmer ausgestiegen und wollte zwei Jahre um Australien segeln. So weit aussteigen wollte ich aber nicht. Es blieb bei einer Verabredung zum Filmen bei Cairns, die leider nicht stattfinden konnte, weil Radio Norddeich seine Jacht nie hat ausfindig machen können. Aber schöne Aufnahmen auf Fiji haben wir geschafft. Die sind auf einem Werbefilm für Matagi verewigt.

Dazu musste ich einige Tricks anwenden, die mir die Fijianer beigebracht hatten. So z.B. mehrere Fische der Marke Rotfeuerfisch mit der nackten Hand zusammen treiben. Oder eine Mördermuschel derart belästigen, dass sie irgend wann mal ziemlich offen bleibt. Dort hat mir die Sache nicht doll genützt, weil die Aufnahmen nicht so spektakulär wurden. Jahre später. als die Kameras winzig wurden, konnte ich eine in die Muschel hängen und diese von innen fotografieren. Das Foto ist wirklich sehenswert geworden. Die gibt es aber erst in dem Bericht des entsprechenden Ortes zu sehen.

Manchmal war das Wasser derart klar, dass ich keine Lust hatte, es zu verlassen. So nuckelte ich meine Pulle immer sparsamer und schaffte auch mal über zwei Stunden, im flachen Wasser natürlich. Noel, der mittlerweile an seinem Drink nippte, ärgerte sich maßlos, weil ein Touri ihn um Längen schlagen konnte. Er ließ mich aber ewig lang im Wasser. So etwas gibt es heute auf keiner professionellen Basis. Es sei denn, man taucht am Hausriff. Da gibt es noch Inseln, die einen rund um die Uhr tauchen lassen, und beliebig lange.

Von Matagi Island zu anderen Inseln

Ein netter Gatte

Die dramatische Rettungsaktion im Bild verursachte einer der Nachfahren der Kat-Erfinder. Er wollte mir nicht glauben, dass man bei einem solchen Wetter (etwa 6 - 7 Bft) nicht allein auf See geht. Recht hatte er eigentlich, weil er mich nur eine halbe Stunde davor draußen gesehen hatte. Was er nicht wusste, war die Tiefe, in der mein Herz hing, nachdem ich festgestellt hatte, dass der Wind eben so stark war. Mit Müh und Not nach Matagi zurück gekehrt, sah ich ihn wegrauschen. Als er vor der Nachbarinsel eine Halse versuchte, schaffte er das, was Hobie 14 Fahrer öfters bewerkstelligen. Das Boot versinkt mit dem Bug in der Welle und der Mast schießt einen in hohem Bogen nach vorn, wenn man nicht rechtzeitig den Trapezgurt geöffnet hat. Ganz so tot wie der Fliegende Holländer ist man zwar nicht, aber sich ein paar Gräten brechen kann man schon.

Wie man verweichlicht …

Ein Boot macht Probleme …

Die Idylle wurde durch die Ankunft von Neulingen gestört. Wir tauchten nicht mehr zu zweit. Einer der Neuankömmlinge frönte, nach seinen Angaben, der Videofilmerei als Hobby. Warum nicht? Die war damals nämlich saumäßig teuer. Die Kameras kosteten ein Vermögen, die Lichter ein größeres. Und das Gehäuse Nerven - Übergepäck bezahlen und schleppen.
















Unser neuer Freund, ein Anwalt aus Germanien, führte als Beweis seiner Fähigkeiten ein Gehäuse vor, das sich gewaschen hatte. Selbst gebaut, aus Edelstahl geschweisst und mit einem Riesenflügel als Stabilisator. Wenn das nix ist! Hey, ich bin wer, so hörten sich seine Reden an, auf dem Hinweg.

Sein erster Tauchgang, und zugleich der letzte mit dieser Kamera, dauerte nur Minuten. Abgesoffen! Das üble Grinsen in den Gesichtern hat er eher als Mitleid gesehen. War aber nicht. In seiner Wut machte er erst einmal seine Gattin fertig, als hätte sie das Wasser eigenhändig ins Gehäuse gefüllt. Danach nahm er die Kamera vor und zerlegte sie noch auf dem Boot und legte sie zum Trocknen aus. Danach tat er etwas, was einen auf einem Tauchboot zum beliebtesten Gast befördert, auf dem Steuerstand innen eine Zigarre rauchen. Er muss früher die Peter Stuyvesant Werbung inhaliert haben, den Duft der großen weiten Welt.

Unsere Partylaune war verdorben. Der Kerl hatte keine Manieren. Vermutlich hätte keiner von uns bessere gezeigt: Einmal um die halbe Welt fliegen, 20 kg Gehäuse schleppen, Übergepäck bezahlen, und Tschuess. Immerhin, nach einer Woche ging die Kamera wieder, so konnte er seinen Abschied filmen.

Zu den anderen Inseln gelangte ich nicht nur mit dem Tauchboot. Die Insel bot noch einen Windsurfer und eine Hobie-Cat 16; „The cat that flies“ (Life Magazine, 1970), und nicht zu vergessen, ein Boot für Wasserski. Drei ultimative Fun-Maschinen, je nach Wetter. Bei Flaute auf die Ski und mit 40 Sachen zwischen den Inseln pesen. Bis 5 Bft mit der Hobie über die Lagunen pflügen, und ab mehr, das Funboard.

Großen Spaß kann man auch erleben, wenn man sein Zeug in einen Trockensack verstaut und mit dem Surfbrett hinter sich herzieht. Man kann ganze Tage damit verbringen, zu schnorcheln. Die See ist dort beinah unendlich weit, selten befahren und die Bezeichnung „Kristall klar“ für das Wasser ist keine Erfindung des Marketing.

Solche Wasserwanderungen zeigen einem Szenen, wie man sie auch als Taucher selten sieht. Der Taucher hat ja immer eilig, außerdem mindestens noch einen daneben. Beim Wandern ist man allein. Es ist, als würden die Fische das begrüßen und belohnen. Und man ist unendlich langsam. Idealer Zustand, um zu beobachten, ohne zu stören.

Das Tauchen auf Matagi bildete das extreme Kontrastprogramm zu meinen Taucherfahrungen aus den alten Zeiten. Als die Flossen paddeln lernten, musste man sich die Pulle umschnallen, irgendwie, eine halbe Meile rausschwimmen, und mit größter Aufmerksamkeit auf den Luftverbrauch so kurz wie möglich oder nötig tauchen. Dann hat man die Flasche sorgfältig zugedreht und schwamm die Strecke wieder zurück. Der Rest in der Pulle wurde nämlich wieder benötigt. Westen waren unbekannt, ebenso Finimeter, das sind die Anzeigegeräte für den Luftdruck in der Flasche. Manometer! Wo kämen wir hin, wenn Hinz und Kunz einfach abtauchen dürfen?

In den Himmel! Recht häufig sogar. Wer sich eine Doppelflasche leisten konnte, war glücklich dran. Man ließ die eine Flasche zu und nuckelte die zweite fast zu Ende. Dann öffnete man das Ventil und hatte jetzt in jeder Flasche die Hälfte der Luft, etwa … Bei einem Viertel hörte der Spaß auf. Schlechte Kopfrechner kamen leicht ins Schleudern, aber nicht so wie die mit einer Flasche und einem Sicherheitsventil für die Reserve. Diese gab, wenn man zu röcheln begonnen hatte, die letzten 50 bar frei. Leider nicht immer. Wenn man beim Füllen der Flasche den Hebel nicht in die richtige Position gebracht hatte, war die vermeintliche Reserve leer und der Taucher bald ein Engel. Der Reservehebel war sogar vorgeschrieben. Man merke: Mehr Vorkehrungen für die Sicherheit zu haben bedeutet nicht immer, dass auch mehr Sicherheit herrscht. Es gibt sogar welche, die für Unsicherheit garantieren, so z.B. die graue Farbe für deutsche Tauchflaschen. Behälter für Luft müssen in Deutschland grau sein.  Dass man dies Farbe unter Wasser nicht sieht, aber das Gelbe der Flaschen aus Frankreich, ficht die Fanatiker der Sicherheit nicht an. Zum Glück haben sich die Franzosen durchgesetzt.

Wenn nicht in den Himmel, wo kamen Hinz und Kunz hin? Nach Matagi, auf die Malediven oder so? Weg ist der Hebel, man kann sich einen Oktopus mit mehreren Lungenautomaten leisten und sogar Doppelflaschen mit zwei echten Automaten. Manchmal geht es sogar noch commoder zu. Man taucht „Nitrox“, also mit angereichertem Sauerstoff in der Flasche. Wer seinen Computer auf „normal“ gestellt hat, darf am Ende sofort auftauchen, weil er noch a bisserl gedurft hat. Musste man früher noch die Strömung einrechnen, damit man an der gleichen Stelle wieder zurück ankommt, stand bei Matagi das Boot neben einem, wenn man aufgetaucht ist.

Den Vogel hat wohl ein chinesischer Tauchguide auf Mauritius abgeschossen. Der hat uns von einer Zodiac aus tauchen lassen. Das Boot musste den Anker ausbringen, den unser Guide zwischen die Beine geklemmt hat. Er schwamm mit der Gruppe und schickte jeden, der nicht mehr wollte oder konnte, am Ankerseil nach oben. So tauchte man nicht häufig oder meistens, sondern garantiert beim Mutterschiff auf. Igitt? Was für Weicheier! Aber unwahrscheinlich komfortabel. Die harten Männer und ihre Stories gibt es nur noch beim Bubblemaker Ball, als Folklore. Da gehören sie auch hin.

Hobies wurden einst von einem begnadeten Bastler namens Hobie Alter konstruiert. Das Wort Bastler ist natürlich eine arge Beleidigung, denn er hatte die Phase mit Surfbrettern hinter sich gelassen. Die weltweite Hobie Cat-Erfolgsstory beginnt mit einer in den Sand gezeichneten Idee. Hobie konstruiert den Urahn aller Strand-Catamarane, den Hobie Cat 14. Der den ich gefahren hatte, war eine Hobie 16, den konnte man nämlich bei vollem Wind von achtern komplett auf den Strand fahren.

Leider hatte - bzw. hat - Hobie einen netten Fehler in die Rümpfe konstruiert. Sie weisen die Form einer Banane auf, so dass der Leeschwimmer ab 5 Bft. unter die Welle gerät. Ist so was schlimm? Nee, wenn man gut schwimmen kann. Noch besser war Hobie 14. Den konnte man bei achterlichem Wind auf die Schnauze legen. Über´n Bug abschmieren, nennt sich das. Nett.

Katamarane stellen für mich die perfekte Form eines Bootes dar, für Leute, die nicht genügend Geld für einen Trimaran haben. Diese stellen die schnellsten Schiffe der Weltgeschichte unter Segeln. „Record pulvèrisè! 57 jours, 13 heures, 34 minutes et 6 secondes“ meldete Ende 2007 Francis Joyon. Er hatte die Welt in nur 57 Tagen umsegelt.

Katamarane bedeuteten den Polynesiern dasselbe wie den Steppenvölkern Asiens das Pferd. Anders als diese haben die Polynesier eine Inselwelt erobert. Mit Kind und Kegel, mal ´ne Biege von 1.000 Meilen fahren, Palme pflanzen und ab nach Hause. Die Enkel konnten dann später die Insel abernten. Man munkelt, die Kokosnuss wäre nicht durch das Meer verbreitet worden, sondern über das Meer.

Ob die Idee von Malcolm Forbes stammte oder nicht, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, da er tot ist und die Frage trivial: Wie reitet man auf einem Vulkankegel? Am besten gar nicht. Das fanden die beiden Pferde der Insel auch voll in Ordnung. Kaum auf der Insel hatten sie sich davon gemacht und waren irgendwo im Regenwald verschwunden.

Ich wollte mich damit aber nicht abfinden und jagte ihnen nach. Die Sache ging aus wie das Hornberger Schießen, für mich jedenfalls. Pferde jagen an einem Vulkankegel fällt etwa so aussichtsreich aus wie Delfinen nachzuschwimmen. Erfolgreicher wäre vermutlich das Warten auf das endgültige Verschwinden des Vulkans. Dann schwimmen die Tiere im Wasser, und ein Taucher ist da schneller.

Drei Jahre später kehrte ich mit meinen Kindern zurück, die ein probates Mittel fanden, die Pferde aus dem Urwald zu locken, wo sie sich seit mehreren Jahren gemütlich gemacht hatten. Kokosnuss! Kaum waren die Gören mit einem Beutel Kokosnussfleisch unterwegs, lugten schon zwei Pferdeköpfe aus dem Gebüsch. Die Damen mussten den Pferden die Nüsse wie Sauerbier anbieten, bis der erste Biss gelandet war. Nun gab´s kein Halten. Die Mädels konnten sich vor den Viechern kaum retten. Erst als beide Beutel
geleert waren, drehten die Rösser ab und
machten sich dünne Richtung Kraterinnenseite.

Kein Scherz, man kann auf Fiji tatsächlich
reiten. Allerdings nicht auf diesen Beiden.

Tauchenreisen müssen gar nicht so monoton sein, wie das Angebot auf Matagi zeigte. Das Interessante an dieser Insel war aber, dass anders als bei Club Med, wo ich hin wollte, alle Sportarten für ein Familienmitglied vorgesehen waren. Die Besitzer der Insel und ihre Kinder waren begeisterte Sportler, selbst die Mutter, die sich eigentlich viel um die Küche kümmerte, ließ es sich nicht nehmen, mir Nachtangeln vorzuführen. Anders als ihr Mann war Flora nicht auf Schleppangeln spezialisiert, für die man einen Höllenlärm eines Motors in Kauf nehmen muss. Handangeln ist auch was. Leise, billig und effizient.

Die Krönung des Angelns, fly fishing, fehlte auch nicht. Ein Chinese aus Fisherman´s Wharf in San Francisco führte den staunenden Mittauchern vor, wie man eine Fliege (künstlich, natürlich selbst gebunden) wie eine Fliege (natürlich, ungebunden) kurz über der Wasseroberfläche hin und her sausen lässt. Die Demo wurde viel beklatscht, allerdings nicht von den Fischen. Die dummen Viecher wussten nicht, was das für eine große Kunst ist.

Reiten auf Matagi?