Anreisewege

 

So jedenfalls nicht! Ägypten ist zwar nicht mehr so weit entfernt wie einst, aber man muss einige Stunden fliegen, bevor man überhaupt am Nil ist. Da nicht jede Airline mir nichts dir nichts nach Kairo fliegen darf, mussten wir uns Egypt Air anvertrauen.

An und für sich nichts Schlimmes, die ist immerhin Mitglied der Sternenflotte, pardon, der Star Alliance. Leider besteht sie darauf, dass man zwei Stunden vorher seine Formalitäten erledigt haben muss. Zusammen mit der Anreise nach Schönefeld mit der Trödelbahn kommt eine Zeit zusammen, die etwa der Länge des Flugs entspricht. Daher sei jedem geraten, lieber nach Luxor zu fliegen. Dann bleibt einem auch das Elend in Kairo erspart. Die Stadt ist sicherlich imposant - aber auch wegen des Mülls und des Gestanks. Oder man fliegt von Tegel nach Kairo mit Turkish Airlines über Istanbul. Und regt sich nicht über den Rückflug auf, wenn er um 3:30 startet. Denn wer die Nilkreuzfahrt und die ganzen Tempeltouren mitmacht, lernt früh aufzustehen.

In Kairo selbst reitet man nicht mehr per Kamel zum Hotel, aber viel schneller geht es auch nicht. Der Verkehr ist mörderisch und die Blechlawine rollt bis spät nach Mitternacht. Den Verdacht, dass die Hupe eines jeden Autos direkt in den Fahrersitz eingebaut sei, konnte bislang niemand widerlegen. Der edle bzw. halb-edle Tourist fährt im klimatisiertem Bus fast zwei Meter über dem Elend, das sich Straße nennt. Während in Flughafennähe alles proper aussieht, da wohnen die Großkopferten, regiert in der Stadt der Müll. Nachts sieht es noch lustiger aus, weil tausende von Katzen die Müllcontainer leeren. Nur Hunde habe ich nicht bemerkt. Die gelten in islamischen Ländern als unrein. Katzen nicht, deswegen dürfen sie überall rein. Aber nirgendwo ist rein.

Unsere Anreise von zu Hause bis zu der ersten Pyramide, die zu sehen war, dauerte fast neun Stunden, unterbrochen durch eine Nacht in einem sehr schönen Hotel. Davon über zwei Stunden in dem Weltflughafen Schönefeld, der den Charme des real untergegangenen Sozialismus allen Bemühungen der Wessies zum Trotz für die Nachwelt aufbewahrt hat. Mal sehen, was die machen, wenn der Flughafen BBI heißt und den einen und einzigen der Hauptstadt von Deutschland darstellt.

Wer den Nil in voller Pracht genießen möchte und dabei möglichst viele Enttäuschungen vermeiden, möge nach Luxor oder Abu Simbel fliegen und dort eine oder zwei Nilkreuzfahrten buchen. Die von Kairo nach Luxor gibt es nicht mehr - von wg. Terroristen. Ägypten wird nicht Herr des Terrorismus. Von Luxor nach Assuan oder umgekehrt, verkehren so um die 500 Hotelschiffe. Man sollte aber von Assuan in den Norden auch buchen, auf Lake Nasser. Dort verkehren nur wenige Schiffe, aber sehr schöne. Man ist bereits in den Tropen! Abu Simbel im Morgengrauen gibt es nur auf dem Schiff! Und diesen Anblick sollte man sich gönnen. Vor allem als Emanze - denn der einzige Tempel, wo die Frau des Pharao genauso groß dargestellt worden ist wie er - der (Halb)Gott) - steht hier. Er, der unendlich eitle, muss die Nefertari wirklich geliebt haben. Ansonsten sind die Damen sehr klein abgebildet. Immerhin. In Europa wurden sie überhaupt ins Bild aufgenommen. Mit Ausnahme der Hexenverbrennungen, wo sie beim Cast die erste Stelle einnehmen durften. Allerdings konnte sie diese Rolle nur einmal ausfüllen.

Meine Traumreise, Feluke in Kairo und langsam Richtung Assuan, gibt es leider nicht mehr. Vielleicht aber doch - dafür lege ich aber keine Hand ins Feuer! Probieren lohnt sich …

Wie man hierher kommt …