Die Tirpitz …

 

anders als Schwester Bismarck …

Wer sich den Weg zum Nordkapp leistet, sollte sich einige Stunden an einem der seltsamsten Orte der Geschichte deutscher Seefahrt gönnen. Unweit Alta, wo heute die meisten Flugzeuge landen, hat es gelegen. Ein Schlachtschiff, das keine Schlachten geschlagen hat. Dennoch Churchills Albtraum! Vielleicht imponiert mir die Tirpitz, weil sie eben das getan hat, was jeder Krieger machen sollte: Kampfbereit sein, aber nicht kämpfen.

Sie hat wohl deswegen ihr Schwesterschiff, die Bismarck lange überlebt - ein anderer Albtraum von Sir Winston. Hitler hatte beide in Auftrag gegeben, um den Franzosen Paroli bieten zu können. Die Briten hat er nicht ernst genommen - oder eher zu ernst? Die Bismarck war bei Indienststellung das größte und kampfstärkste Schlachtschiff der Welt. Die Tirpitz hatte sie später aber um einiges überholt.

Während die Bismarck alliierte Konvois attackieren sollte, was sie auch tat, spielte die Tirpitz eine für ein Schlachtschiff eher recht seltsame Rolle. Schwesterchen Bismarck hatte sich den Zorn des Allmächtigen (Churchill) zugezogen, weil sie den durchaus nicht weniger mächtigen Schlachtkreuzer HMS Hood in nur zehn Minuten übel versenkt hatte, und dabei nur drei Mann von über 1.400 überlebt hatten. „Es ist egal, wie ihr es macht, aber versenkt die Bismarck“, hatte der britische Premier gebrüllt. Nach einer langen Jagd sank sie auch. Man weiß aber nicht, ob durch Torpedos oder eigene Hand. Dieses Schicksal sollte die Tirpitz nicht erleiden. Das Ende der Bismarck hatten nicht etwa überlegene Marineeinheiten besiegelt, sondern elendig veraltete Doppeldecker Marke Swordfish, die man am liebsten hätte verschrotten wollen. Auch das jemals gebaute mächtigste Schlachtschiff Yamato wurde Opfer von Flugzeugen. Bei ihr waren es aber 386 moderne Maschinen, die sie auf der Fahrt nach Okinawa auf den Boden des Pazifik schickten. Als Yamato mit 2500 Mann an Bord auslief, hatte sie nur Treibstoff für die Hinfahrt. Die japanische Marine wusste, dass sie nicht wieder kommen würde. Als die größten Schlachtschiffe aller Zeiten gebaut wurden, war die Schlacht für sie längst geschlagen. Tirpitz musste keine schlagen.

Wie dem auch sei, Hitler ließ die Tirpitz nach Norwegen verlegen, wo sie hauptsächlich durch Nichtstun mehr erreicht hat als die Bismarck. Ihr Nest lag bei Alta und war nicht nur durch die Dinge geschützt, die einem das Leben schwer machen, Nebel, Schnee, tief hängende Wolken u.ä. Ein schweres Netz hinderte die Briten daran, der Tirpitz nach dem Leben zu trachten. Weder dieses noch irgendein anderes Schiff ließ Hitler nach dem Ende der Bismarck in den Atlantik. Nur noch U-Boote. Und das größte Schlachtschiff der westlichen Welt musste sich hinter einem Netz verbergen.

Dieses Netz wurde allerdings von den Briten auch mal mit einem Mini-U-Boot bezwungen, und zwar derart heldenhaft, dass sie nach ihrer Gefangennahme wie Gäste behandelt wurden. Die Berge, ein Fluggeschwader in der Nähe u.ä. sorgten dafür, dass Churchill öfter mal der Schaum vorm Mund lief, weil die böse Tirpitz wieder mal nicht erwischt wurde. Erst einer Sonderbombe, die zum Knacken von Bunkern gebaut worden war, „Tallboy“, gelang es, den Panzer der Tirpitz zu durchbrechen.

Die Überlebenden der Tirpitz und deren einstige Jäger haben in einem Fernsehfilm ihre ganze Geschichte kommentiert. Von dem Schiff sind nach dem Abbruch des Wracks nach dem Krieg neben Erinnerungen auch ein Museum übrig geblieben. Das Museum befindet sich beim Kafjord, dicht bei seinem Versteck. Übrigens, die Norweger hier, in der Finnmark, berichten mit einer Coolness über die Ereignisse im Krieg, als wäre es am Ende nicht beinah gelungen, ganz Finnmark endgültig zur verbrannten Erde zu machen. Auch im Museum zu Hammerfest hatte ich beinah dieses Gefühl. Die Härte der Menschen, der „nordischen“ Norweger und der Samen, versetzt selbst Norweger ins Staunen. Sie bauten die verbrannte Erde wieder auf. Das Land könnte nur durch die Südmenschen vernichtet werden: Selbst den Norwegern ist die Finnmark zu teuer. So könnten eines Tages Finanzhainies das Machwerk des Gröfaz vollenden. Allerdings würde die Finnmark dann keine verbrannte Erde, sondern Grünland. Das kennen die Wikinger ja. Übrigens, nach Gröfaz sollte auch Deutschland zur verbrannten Erde werden. Die Retter waren die Amerikaner.