Warum ich in die Einsamkeit wollte

 

Meine letzte Tauchreise fand auf einem Katamaran statt, der langsam der Äquator überquerte. Das Ziel war eine der einsamsten Inseln der Malediven, aber auf dem Schiff war man nicht einsam. So beschloss ich, auf eine wirklich einsame Insel zu fahren, auf der es nur zwei kleine Resorts gibt. Aber um die Ecke das Riff mit der höchsten Biodiversität - nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Fischarten, die denselben Raum teilen. Keine Insel hat so ein Hausriff!

Dafür musste ich meinen Raum mit niemandem teilen. Der steht auf dem Wasser, der Wald hinter ihm endet im selbigen ohne Strand dazwischen. Um den Ozean zu bewundern, muss ich nicht einmal das Bett verlassen. Es geht vom Bett aus. Übrigens, von hier aus den Äquator zu überqueren, kann man sich täglich leisten. Die Linie hat jemand (Gott?) nur 30 Meilen nördlich eingezeichnet. Die Tauchboote machen so schlappe 40 Sachen, und ein Ausflug in die benachbarte Inselwelt ist 90 km weit. Man donnert über die stille See und kommt zu anderen Mangroveninseln mit Salzwasserkrokodilen und Seekühen. Die heißen hier korrekterweise Manatees.

Von der Hütte - auch Bungalow genannt - führt eine Leiter ins Meer, das sich manchmal zurückzieht, bis die Stelle kein Meer mehr ist. Aber normalerweise kommen die Haie bis unter das Bett. Da die Papuaner nicht so einfallsreich sind wie die Malediver, bei denen man beim Frühstück die Fische durch den Tisch hindurch bewundern kann, musste ich auf den besonderen Service verzichten, die Fische unter`m Bett zu bewundern. Na, ja! Umgekehrt würden die Haie mich von unten bewundern. Ob die dann Manna! rufen, weiß ich nicht.

Die Hütten sind echt südseemäßig. Es gibt nur wenige metallische Verbindungen. Fast alles wird mit Schnüren und Seilen zusammengehalten. Kein Fensterglas … Die Hütte ist echt luftig. Um die 10 Steckdosen und WLAN gab es trotzdem. Öko, ja, aber nicht um jeden Preis. Mit WLAN in die Einsamkeit? Ich bin ja keine Fanatiker.

Ein Resort

Der Tag beginnt wie jeder Tag am Äquator um die gleiche Zeit. Hier leider etwas früher, denn auf der Insel kann man ohne Aufpreis vier Mal täglich tauchen. Man muss also dieses schöne Bett kurz nach Sonnenaufgang verlassen. Den Sonnenaufgang vom Bett aus zu bewundern, ist nicht jedermanns Sache. Deswegen gucken die Resorts der Welt fast immer so, dass man sein Abendbier mit Sonnenuntegang genießen kann. Ein Resort auf den Philippinen, bei dem man das nicht beachtet hatte, hatte es erst gar nicht zur Eröffnung geschafft. Hunde uns Katzen balgten sich um Liegen, die nie zum Liegen benutzt worden waren. Die Insel war von einer Familie Seezigeuner (Pardon, dort heißen sie wirklich so. See-Roma wäre nicht ortsüblich) bewohnt, die gerne zum Osten guckten. Dort lebten nämlich ihre Nahrungsquellen, die Schwalben. Nicht dass sie die Schwalben aßen. Man bewacht die Nestkolonien und darf die Nester ernten. Die sollen bis 2.000 $ bringen.  Nicht die Tonne, sondern das Kilo!

Also konnte ich mein Abendbier beim Sonnenuntergang genießen. So es ein Bier gab. Mein Resort trug den Namen Eco, was u.a. bedeutete, dass das Bier in einem kleinen Kühlschrank beim Essraum war. Ich sag immer etwa fünf Bier darin, wovon etwa drei am Abend getrunken wurden. Also ein wahres Gelage jeden Abend! Das Ausmaß kann man sich vorstellen, wenn man dazu weiß, dass die Bierflaschen 0,3 mL waren.

Ob die Tierchen, die abends in den Raum flogen, um nach dem Rechten zu sehen, geschickt wurden, um die Einhaltung der Promillegrenzen zu prüfen, kann man deutlich verneinen. Es waren zwar Fledermäuse, aber keine Vampire. Sie waren auf die Früchte aus, die reichlich serviert wurden. deswegen haben sie lieber hier patroulliert als in die Ferne zu fliegen. Fruit bats heißen sie und sind deutlich größer als die sonstigen Fledermäuse, die sich von Insekten ernähren.

Bevor die Flattermänner kamen, setzte sich die Sonne zur Ruhe, was ich sehen konnte, aber nicht die aus dem Nachbarresort, bei dem die Bungalows schlappe 20% teuer waren. Man kann es bei der Auswahl des Resorts leider nicht sehen, aber es ist so. Die Sonne kommt, im Sommer der Nordhalbkugel von rechts, bei uns von links. Dann geht sie hoch und erreicht 12:00 mittags ihren Zenit wie bei uns. Die steht dann dort aber im Norden. Danach wandert sie weiter links und geht im Westen unter. Im Winter steht sie mittags im Süden. Sehr dumm, ist aber so.

Dieses Resort wurde vor vier Jahren als einer der 10 besten Tauchspots der Welt bezeichnet. Wenn es nicht stimmt, dann ist er der 11. beste.

Yarramalong ist das Land der wilden Pferde