Man packe alle Klischees von einer Südseeinsel zusammen, die Leuten vorschweben, die mehrfach oder nie dort gewesen sind, z.B. mit Regenwald bewachsene Vulkankegel, blendend weißer Palmenstrand, Korallenriff rund um das Eiland, Lagunen wunderbarster Art und dazu heiße Tänze von schönen Menschen, und male ein Bild. Die Schönheit von Rarotonga hat man auch dann bei weitem nicht getroffen, wenn man alle Ingredienzen sachgerecht ins rechte Bild gerückt hat. Die Insel lässt sich mit kaum einer anderen vergleichen.

Rarotonga muss nicht große Touristenmassen fürchten, die in das Land einfallen, nachdem sie diesen Bericht gelesen haben. Allein die Zeitverschiebung von 12 Stunden zu Germanien sagt alles aus - Rarotonga liegt am anderen Ende der Welt. Wer hierher kommt, muss entweder einen triftigen Grund haben oder viel Zeit. Oder viel Geld wie die Reisegruppen, die eine Weltreise in 14 Tagen absolvieren. Ich hatte ein Motiv: In meinem Ohr klang seit meiner Kindheit das Lied von Lolita „Der weiße Mond von Maratonga“, eine Bilderbuchschnulze mit Hawaii-Gitarren, die Sehnsüchte nach der Südsee kitzeln. Den Namenswechsel hatte die Texterin des Liedes, Fini Busch, verursacht, angeblich weil sich Rarotonga zu hart angehört hätte. Geschenkt. Als ich den unsinnigsten Grund für eine Reise suchte, fiel mir genau dieses Lied ein.

Als ich dann in Reiseprospekten blätterte, fiel mir das schönste Bild von Rarotonga in die Hände, das man leider nicht benutzen darf, weil der Fotograf damit ein Vermögen verdient. Das Bild zeigte, vom Meer aus gesehen, zuerst die Korallenriffkante, dahinter den Palmenstrand und im Hintergrund einen spitzen Vulkan, an dem Flüsse und Wasserfälle hier und dort das üppige Grün unterbrachen. Dieses Tableau übertraf die einstige Schnulze um Längen, was die Wirkung auf mich angeht.

Möglich wurde die Reise mit Hilfe der nettesten Fluggesellschaft, die ich je erlebt habe, durch die Air New Zealand. Sie bietet heute den Flug für ganze 289 NZ$, also für schlappe 140 €. Leider gilt der Preis ab Auckland. Bis dorthin muss man so um die 36 Stunden kalkulieren, die man mit Fliegen und drum herum verbringt, leider vergehen die 36 Stunden nicht wie im Fluge. Um das Elend abzukürzen, bot Air NZ ein Leckerbissen an - hin über LA und fünf Stopps auf Inseln frankophiler Art, so Tahiti & Co, zurück über „anglophile“ Inseln, also die, die einst die Briten oder Amerikaner beherrscht haben bzw. noch tun. Unbegrenzt empfehlenswert, sofern erschwinglich. Selbst wenn man dafür fünf Jahre Urlaub in Balkonien in Kauf nehmen muss.


Südseetraum