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Eigentlich wollte ich nie nach Rio de Janeiro. Die Angst vor dem Verbrechen war zu groß. Alle meine Bekannten, die in Rio gewesen waren, waren ausgeraubt worden. In mancher Zeitung hatte es Nachrichten gegeben über Menschen, die aus Hunger Abfälle vom Krankenhaus gegessen hatten, die auch Menschliches enthielten. Dabei kannte ich Rio bereits als Kind über „carioca“, das sind Einwohner von Rio, wovon die Prächtigsten, die weiblichen ohne Oberteil aber nicht ohne große Oberweite, zu meiner Jugend in unserem Theater getanzt hatten. Dann war da noch Orpheu Negro, der unvergessliche Film, dessen Regie niemand weniger als Marcel Camus geführt hatte. Eigentlich hätte ich schon immer dorthin müssen, z.B. um den Hügel zu besteigen, von dem aus Benedito, der kleine schwarze Junge, der die Gitarre Orfeus geerbt hat, "die Sonne aufgehen lässt". Die kleine Freundin tanzt im Film zu seinen Etuden und erklärt ihn zum neuen Orfeu: Die Geschichte von Orpheus und Eurydike nimmt einen neuen Anfang. Den Film habe ich nicht einmal, nicht zehnmal, nicht …, eher unendliche Male gesehen. Dessen Lied, manha de carneval, höre ich fast jeden Tag im Auto oder an meinem Computer. Immerhin sind sie von 1959! Überhaupt Karneval in Rio und Samba. Zu meiner Kindheit hörte man nicht Beat oder Rock, sondern Samba, Rumba oder Merengue. Da man aus der Ferne nicht zwischen Karibik und Brasilien unterscheiden kann, waren sie für uns halt die carioca Tänze. Damit waren wir aber immerhin besser als Franzosen und Deutsche, die heute noch Paso Doble für einen lateinamerikanischen Tanz halten. Und das ganz offiziell.

Dann war noch Brasil 66 von Sergio Mendes mit dem „Girl from Ipanema“. Brasil 66 höre ich gerne, seit eben 1966, The Girl from Ipanema immer, wenn es geht. Warum also nicht nach Rio? Man muss entweder viel Geld oder viel Zeit haben, um sich mit Rio anzufreunden. Zeit hatte ich nicht, und Geld wollte ich nicht ausgeben. Dann kam das Versprechen einer Einladung.

… die aber nicht ankommen wollte. So flog ich in die entgegengesetzte Richtung, nach Borneo, von da fuhr ich auf Pulau Sapi, auf eine Insel, die niemand kennt - und auf der keiner wohnt. In die hatte ich mich verliebt. Dann kam die Einladung doch. Nunmehr wollte ich nach Rio fliegen, aber die Stadt überhaupt nicht kennenlernen, nie. Aus Angst. Man sollte niemals nie sagen. Man bereut es. Ich nicht - ich kann mich über meine Dummheit kaputt lachen. Das Nicht-Bereuen haben mir Rio und einige Cariocas leicht gemacht …