Die Taucherei

 

Die Taucherei lief gut organisiert ab. Allerdings ohne die vielen Formalitäten, die man auf einer deutschen Tauchbasis über sich ergehen lassen muss. Tauchschein vorzeigen, Logbuch zum Studieren im Büro lassen, Gesundheitszeugnis (vulgo ÄRZTLICHES ZEUGNIS: TAUGLICHKEIT FÜR DAS SPORTTAUCHEN der Deutsche Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin e.V. sowie Österreichische Gesellschaft für Tauch- und Hyperbarmedizin u.v.a.m.) vorlegen. Und was einem noch so einfallen könnte. Alex, der Tauchguide gab einen Zettel aus, auf dem unsere Namen schon verzeichnet waren. Wir mussten nur noch die Number des Tauchscheins eintragen. Ich schätze, er hat sich die Leute schon näher angeguckt. Ein guter Taucher sieht schnell, wo seine Pappenheimer stehen. Zuerst an der Ausrüstung, später beim Anziehen und Abtauchen für den Checktauchgang.

An dieser Truppe hat er wohl kein Problem gefunden. Viele waren DLRG-Rettungstaucher, einer Tauchtrainer. So richtig grün war keiner. Entsprechend unproblematisch ging die Taucherei vonstatten. Ungewöhnlich war nur, dass die Flaschen nicht grau, wie einst in Deutschland, auch nicht gelb, wie in Frankreich, sondern einfach bunt waren. Selbst welche in lila waren da. Die Araber lieben es bunt.

Die Farasan Banks liegen so etwa 1.000 km südlich von Hurghada und nur wenige hundert Kilometer vom Indischen Ozean entfernt. Es sind tropische Gewässer, was in Hurghada trotz der Korallen nicht der Fall ist. Die Inseln sind kleine karge Felsen, die nur einen Höhepunkt eines größeren Gebiets bilden. Aufgrund der Form kann man gut erkennen, auf welcher Seite man besser nicht übernachtet.

Von Al Lith aus fährt man zu den gleichen Inseln wie auf der Kreuzfahrt, nur nicht so komfortabel. Die Boote düsen mit etwa 25 - 30 Knoten durch die Gegend und bei Wind bleibt kein Auge trocken. Deswegen waren wir glücklich, dass wir nicht im Resort bleiben mussten. Dort sollen die Araber ihren Feiertag derart heftig feiern, dass man nachts nicht schlafen kann. Wenn man vier Tauchgänge am Tag absolviert hat, ist das das Letzte, was man haben möchte.

Auf den Inseln gibt es unterschiedliches Leben. Auf einer haben wir vier Adler gesehen, deren Horste flach auf dem Sand lagen. Geschmückt mit Holz vom Strand. Es gibt Tölpel und Fregattvögel bzw. welche, die fast wie ein Fregattvogel aussehen. Leben tun die hauptsächlich von Seeschwalben.

Leider sind die Farasan Banks nicht die Farasan Island, die etwa 200 km weiter südlich liegt. Dort kann man auch Dugongs sehen. Das Tauchen soll jedoch weniger schön sein.

Das schönste an diesem Tauchgebiet sind sicherlich die Korallen. Und etwas, was ich nie gesehen hatte, obwohl ich in ziemlich abgelegenen Gebieten wie im nördlichen Great Barriere Reef, östliche Fiji oder Papua New Guinea getaucht bin: Korallen ohne Angelleinen. Überall wo Menschen angeln, verlieren sie häufig ihre Angel, die der gefangene Fisch wundervoll zwischen den Korallen hin und her webt. Diese werden später von Korallen bewohnt oder von anderen Tieren überzogen, so dass eine meistens weiße Schnur entsteht. Sie zerstört die wunderbaren Formen. Genau diese Erscheinung fehlte in Farasan fast völlig. Dadurch sahen die Riffe besonders schön aus. Es fehlten zudem noch die Stellen, die immer von Papageienfischen gefressen werden. Leider sah man auch wenige Papageienfische.


Tauchgebiet

 

Die Welt unter Wasser sah wundervoll aus. Leider fehlten aber Fische weitgehend. Die Korallen waren nicht nur prächtig, sondern über und über mit Weichkorallen übersät, wie ich sie noch nie gesehen habe. Selbst die wunderbaren Korallengärten im Norden des Roten Meeres, die es dort vor 30 Jahren gab, konnten mit diesen nicht mithalten.

Die Sache mit den Fischen war enttäuschend. Später haben wir erfahren, dass die Fische hier nicht immer bleiben. So ziehen die Walhaie durch die Gegend, ohne dass man weiß, wohin die verschwinden. Einer ist sogar in Kroatien gefilmt worden. Auf jeden Fall steht auch in den schlauesten Büchern recht wenig über Walhai. Bis vor kurzem glaubte man noch, dass sie sich von Plankton ernährten. Die Sardinen und Makrelen, die diese Bücher gelesen haben, konnten ihr Wissen nicht an ihre Nachfahren weitergeben, weil Walhaie wohl nicht nur Plankton fressen. Oder Sie sind so groß, dass eine Makrele daneben wie Plankton ausschaut. Leider, leider, waren die Walhaie wieder mal auf Weltreise. Und die anderen in größerer Tiefe, so dass wir sie nicht sehen konnten. Man berichtete aber, dass man in der Farasan Bank einmal 18 Walhaie auf einem Foto abgebildet hat. Ich hoffe, ohne Photoshop.

Jemand, der um die gleiche Zeit hier gewesen ist, hat seine Erlebnisse etwa so ausgedrückt: „Wir haben selten so wenig Fisch gesehen wie während dieser Safari! Und das betrifft sowohl Großfisch als auch die Schwärme von Riffbewohnern, die nach den Berichten eigentlich zu erwarten waren. Auch bei dan Nácht-TG gab es kaum was an Krebsen, Schnecken und Co. zu sehen.
Wir haben gerätselt, woran das liegt:
-War unsere Reisezeit einfach falsch?
-War das Wasser zu warm?
(wir hatten 30 Grad bis 50 m Tiefe - das würde das Fehlen der Großfische erklären, aber wo waren die Riffbewohner?)
-Waren unsere Erwartungen aufgrund der verschiedenen Berichte einfach zu hoch?
-hatten wir einfach nur Pech?“

Jemand, der in Februar getaucht ist, hat eher das Gegenteil berichtet. Also scheint die Erklärung richtig zu sein, dass Ende November das Wasser noch zu warm ist, dass die Großfische eher in der Tiefe bleiben. Dafür sind die Korallen umso schöner!