Cities of the world

 
 

Eine Stadt, fast tropisch, Wasserlandschaften von Fluss bis Ozean, Inseln noch und noch, und trotzdem Großstadt mit 4 Mio Einwohnern. Sydney hieß natürlich nicht immer so. Früher hieß sie vermutlich nichts, weil die Menschen, die hier lebten, laut Captain Cook keine waren. Der ist 1770 in Botany Bay gelandet und sah sich vielen Speeren ausgesetzt. Die Briten kamen 1778 zurück und rotteten sie aus, die Träger der Speere. So kam die Zivilisation nach Australien. Danach die Häftlinge! Ein Kontinent als Zuchthaus …

Heute ist Sydney eine der schönsten Städte der Welt. Bewundern gelernt habe ich sie nicht wegen der Landschaft und der Bauwerke, sondern zuerst wegen der Austern. Sydney rock oysters suchen weltweit ihresgleichen.

Die City unterscheidet sich von anderen amerikanischen Städten nicht viel, aber doch erheblich: Hier fehlt die Kriminalität weitgehend. Und die Beziehung zu Alkohol ist weniger hysterisch. Freitag nachmittag trinkt man sein Bier vor der Kneipe, am Abend wieder drin - und bis Sonnabend morgen. In den USA werden um Mitternacht sogar die Bierautomaten an der Tankstelle abgeschaltet. Dafür kennt Sydney eine andere Kuriosität: BYO - Bring Your Own. Viele Restaurants dürfen kein Alkohol zum Essen servieren. Aber gleich daneben gibt es einen Laden, der das Zeug verkauft. Der Wirt stellt dann den Korkenzieher und die Gläser.

Der botanische Garten unterscheidet sich von unseren stark - die Wärme liebenden Pflanzen leben hier im Freien, für die anderen wird ein Häuschen gekühlt.

Obwohl das Neue Jahr etwas östlich von Fiji anfängt, wird das große Feuerwerk von Sydney weltweit an dessen Beginn ausgestrahlt.

Für Wassersportler gibt es wohl keinen besseren Ort. Man kann hier toll tauchen (Manly, Port Jackson etc.), segeln (überall, wo kein Land), surfen (auch Manly, Royal National Park), windsurfen und kiten. Sydneys Segler gehören zu den waghalsigsten der Welt. Einst fuhren sie Eighteenfooter, Schiffe, die bis zum Umfallen übertakelt sind. Des gleichen Geistes Kind ist die 49er, die ultimative Rennmaschine, mittlerweile olympisch.

In Sydney fand die einzige Militärcoup von Australien statt, und die zweite, die ein gewisser Bligh erlebte. Die Rum Rebellion richtete sich gegen den Herrn, der bereits einmal Menschen gegen sich aufgebracht hatte, Captain Bligh, bekannt aus dem Film „Mutiny on the Bounty“, auf deutsch Meuterei auf … Diesmal war er nicht Captain, sondern Gouverneur der Kolonie. Er hatte versucht, diese etwa so erfolgreich wie einst die Bounty seinen Regeln zu unterwerfen. Am Ende wurde er wieder einmal abgelöst - und mit ihm die Garde der Navy-Offiziere, die das Land regieren sollten. Mit Sydneysidern ist nicht zu spaßen, selbst wenn man einer ist, der 5.000 Meilen in einem lecken Boot segeln kann!

Wenn man gefragt wird, was wohl am beeindruckendsten ist in Sydney, werden die meisten Menschen die Sydney Opera House nennen. Wahrlich beeindruckend. Erstens der Architekt, ein Däne (Jørn Utzon), der sich zum ersten Mal international versucht.  Und zweitens, die Überziehung der Baukosten. Anstelle der veranschlagten 3,5 Mio £ wurden es sage und schreibe 50 Mio £. Der Architekt war bei Bauende 1973 (anstelle von 1965) nicht mehr da. Trotzdem wurde das Haus nicht nur UNESCO Kulturerbe, sondern auch Kulturerbe von Dänemark.









Anm.: Was Kostenexplosion angeht, war Utzon ein kleinlicher Stümper. Unsere wunderbare Elbphilharmonie wird, so sie fertig wird, 800 Mio Euro kosten. Also eine Überziehung der geplanten Kosten um 730 Mio! Ob sie Kulturerbe von irgendwas wird, werden wir noch sehen. Eine Erblast wird sie allemal werden für die Hamburger Bürger. 

Seht die Welt durch meine Augen

Städte lassen sich an ihrem Gang erkennen wie Menschen.

Robert Musil