Anreisewege

 
Bevor man anfängt, nach Death Valley zu gelangen, muss man zuerst in dessen Nähe fliegen. Z.B. nach Las Vegas. Dort sind die Mietwagen um diese Jahreszeit spottbillig, Hotelzimmer übrigens auch. Das Problem ist der deutsche Finanzminister. Der riecht gleich eine Lustreise. Deswegen flog ich nach San Francisco, wo ich ohnehin eine Sitzung hatte. 
Der Flug ist kein Schnäppchen mehr. Ich musste ordentlich blechen. Man bekommt auch nicht mehr das Tablett voll Weinflässchen, wenn man eines bestellt und durstig ausschaut. Mal sehen, wie die Welt nach der Corona-Story ausschaut. Ich würde nicht darauf wetten, dass die Tage des billigen Fliegens je wieder zurück kommen.
Der Flughafen von San Francisco ist langsam aber sicher ein Monster geworden, allerdings ohne die großen Shopping Malls. Zum Mietwagen muss man aber eine ordentliche Strecke mit einem Zug zurücklegen. Dort wartet kein freundliches amerikanisches Fräulein auf einen, sondern ein Wartesaal. Es sind auch im Herbst zu viele, die selber fahren wollen.  
Ich hatte mir mein Traumauto aus den Jugendjahren ausgesucht, einen Ford Mustang, oben ohne natürlich. Nur die Farbe konnte ich nicht wählen. Offenbar gibt es viele Träumer, denn gleich mehrere dieser Objekte der Begierde warteten bei der Ausgabe. 
So etwa eine schlappe Stunde dauerte es, bis mir einer das Zeichen gab, mich in einen silbernen Mustang zu setzen. Das war nicht so einfach zu bewerkstelligen, denn mein Traum war alt, daher ich auch. In so ein Cabriolet mit zuem Dach kommt man nicht so einfach hinein. Die dienstbaren Geister kümmerten sich aber um andere.
Als ich endlich drin saß, fiel mir auf, dass ich keinen Schlüssel hatte. Diese tollen Dinger werden doch ohne Schlüssel gefahren, oder? Auch wenn ein Ford Mustang so nagelneu blitzt, hat er doch etliche Jahrzehnte auf dem Buckel. Also warten.
Warum ich mit einem fremden Cabrio nicht so einfach abdüse, hat seinen Grund. Vor langen Jahren hatte mir in München eine Bekannte ihr Cabrio gegeben und gesagt „Fahr ma‘ raus.“ Und ich fuhr raus nach Starnberg zum See. Auf der Autobahn fing ich neidische Blicke der Leute ein, die in ihren Autos schmorten. Damals gab es nämlich keine Klimaanlagen. Und mit offenem Fenster zu fahren, war nicht jedermanns Gehör. 
Noch auf der Autobahn erwischte mich das Gemeinste am Münchner Wetter. Es fing an zu regnen. Und ich wusste nicht, wie man das blöde Dach schließt. Auch wenn ich gewusst hätte … Man kann auf der Autobahn nicht einfach anhalten. Kleine Angeber bestraft Gott schnell und hart. Ich war klitschnass. als ich das schöne Stück endlich zu kriegte.
In Kalifornien, insbesondere in der Wüste, muss man nicht mit Regen rechnen. Pro Jahr regnet es in Death Valley 25 mm, in Oktober sind es 3 mm. Deswegen heißt es ja so.















So ein amerikanischer Traum fängt zunächst gut an. Man bigt aus dem Parkhaus direkt auf die I 5 nach Süden. Wenn man dem Mustang die Sporen gibt, ist man schnell in Los Angeles. Aber auch schnell arm. Statt Hafer frisst er jede Menge Super. Wenn man etwas zu häufig prüft, ob die 350 Pferde noch unter der Haube sind, wird man auch noch viele Knöllchen los. Die Amis kassieren direkt. 
Während man sich auf den vier bis sechs Spuren toll fühlt, den Wind von Kalifornien über‘s Haar streichen lässt, sehen die Raststätten nicht gerade doll aus. Die besten kenn ich aus der Türkei. Manche sind echt super. In den USA reihen sich viele der verdächtigen Frittenranches aneinander. Und ein Bierchen? Leider Fehlanzeige. Die Polizei kennt keinen Spaß. Außerdem kann schon ein Gläschen Bier einem schöne Halluzinationen bescheren. Die Straßen sind unendlich und sehen auch so aus. Das war früher anders.  Und Death Valley so tot nicht.














http://www.walkabout-talkabout.de/El_Nino/Phaenomen.html

Wie man hierher kommt …

Wer diese kargen Felsen sieht, kann sich nicht vorstellen, dass hier das Gras auch mal kniehoch wachsen kann, und die Sonnenblumen einen Meter hoch. Das war zuletzt in 1998/1999. Damals kam ich aus Australien, wo die El Nino zugeschlagen hatte (hier). Aus mit den Reisen nach Yarramalong zum Reiten (hier). Sie haben dort keine Pferde mehr. Alle Staudämme waren leer. Einmal bin ich sogar mit einem Buschfeuer um die Wette gefahren. Zum Glück gewonnen.

Death Valley kann also sehr lebendig sein. Hier gibt es keine Pferde, aber die nähere Verwandtschaft, Esel. Die dummen Viecher haben nicht gemerkt, dass es hier nicht zu essen gibt. Esel, eben.