Angler gehören zu den beliebtesten Erscheinungen auf Tauchbooten. Werden sie bereits von der üblichen Bevölkerung als Fischkiller o.ä. angesehen, geraten Taucher geradezu aus dem Häuschen, wenn jemand mit einer Angel auftaucht. Ehrlich gesagt, ich war selbst entsetzt, als ein Fisch, den ich am Riff beobachtete, plötzlich mit einem Ruck nach oben verschwand. Des Rätsels Lösung: Da oben saß ein Angler und fischte mir mein Beobachtungsobjekt weg.

Um die Gefühle der Menschheit über Angler zu verstehen, sollte man sich einige Anglerwitze angucken, z.B. den: Zwei Angler stehen drei Stunden an der Havel in Berlin. Am Ende der dritten Stunde verlagert einer der beiden sein Gewicht vom rechten Bein auf das linke. Der Kollege verfolgt das Unerhörte mit finsterer Miene und mault: Wollen wir angeln oder tanzen?

All dies hält mich nicht davon ab, dennoch zu angeln, zumal man mit Tauchen allein den Tag nicht ganz ausfüllen kann. Die Zeiten, als man jeden Tauchgang ausdehnen konnte, bis die Luft zur Neige ging, oder sich mehrere Flaschen um die Insel bestellen durfte, und das 24 Stunden am Tag, sind leider vorbei. Auch Taucher sind nicht mehr das, was sie früher mal waren. Leider ist das Meer auch nicht mehr das, was es früher gewesen ist. Vorbei die Zeiten, als ich mit einem Stück Kaufhaustüte einen Marlin anlanden konnte. Oder 35 Bonitos auf der Fahrt zum Tauchgrund an Bord hieven. Heute muss man entweder Nerven wie Drahtseile haben, um die Frotzeleien zu überhören, oder gleich schlechte Ohren. Man fängt meistens nichts. Für einen, der an einem Ort ausgewachsen ist, an dem man Fisch wahrlich aus dem vollen schöpfen konnte, ist das richtig traurig. (Hier sieht man, wie es bei uns gewesen ist ) Ich lasse mich durch nichts aus der Fassung bringen, denn dem Angler geht es häufig nicht um den Fang. Und wenn … man fängt eben nichts.

Eines Abends ging ich mit der Crew angeln. Die tut das nicht zum Spaß, sie muss Fisch mitbringen, damit die Taucher am nächsten Tag frischen Fisch essen können. Diese mögen zwar keine Angler, aber frischen Fisch. Der Himmel sah nicht sehr verheißungsvoll aus - Regen im Anmarsch. Wir düsten mit dem Dingi los und warfen draußen die Angeln ins Riff. Es dauerte keine 10 Sekunden und ich hatte einen Anbiss. Petry Heil! Dummerweise waren die Viecher auf meinen Köder aus und nicht auf meine Bekanntschaft. So verging etwa eine Stunde im Regen. Der Matrose guckte schon böse, weil ich ihm dauernd den leeren Haken for die Nase hielt. Na, ja. Sein Kollege hatte auch nur einen Fisch gefangen.

Dann kam es aber anders. Ich packte gleich zwei große Fische, und hatte damit gleich viel wie die Crew. Nach weiteren 30 Minuten rollten wir die Angeln ein, genug zum Essen.

Zurück auf unserer Gulet, triefend nass, wurde ich von einer stark angeheiterten Meute empfangen. Lautstark lästerten sie bis zum geht-nicht-mehr. Ich erzählte, im Prinzip hätte ich etwas gefangen. Großes Gelächter. Wie sieht ein Fisch aus, den man im Prinzip gefangen hat? Kann man den in der Praxis in die Pfanne hauen? Wir amüsierten uns köstlich, und ich ließ die Fische heimlich in den Kühlschrank befördern.

Als ich dann eines Nachmittags wieder angeln wollte, sagte H., ich solle lieber ein Bierchen nehmen und einfach aufgeben. Das sei ehrlich. Ich nahm das Bierchen und ließ den Köder ins Riff gleiten. Läster, frotzel, lach … Dann hatte ich aber etwas Mächtiges am Haken. Der Fisch - oder was es auch war - kämpfte kräftig, so dass ich die Angel kaum noch halten konnte. Am Ende schwamm etwas an der Oberfläche, was mich zu einem Fluch veranlasste. Einen der Drücker hatte ich geangelt, die Leute angreifen, wenn sie über ihr Gelege schwimmen. Die Dinger sehen aus wie ein Torpedo, gucken böse und verdrehen die Augen, und schießen hoch auch wie ein Torpedo. Wer mehr über sie erfahren will, möge unter Titandrücker gucken, bzw. Grüner Riesendrücker oder Balistes viridescens.

Ich wollte das Tier vom Haken befreien und wieder ins Wasser zurück befördern. Der Koch des Schiffes schüttelte aber den Kopf. So ein Drückerfisch ist eine Delikatesse. Vor allem: Man kann keinen Drücker angeln.

Der Fisch wurde von der Angel geschnitten, weil er den Haken tief verschluckt hatte. Kein Mensch würde versuchen, ihm den Haken rauszuoperieren. Eine falsche Bewegung, und man hat einen Finger weniger. Oder zwei.

Jetzt wollte ich etwas Vernünftiges angeln. Ich knüpperte einen neuen Haken an die Leine und machte den Köder wieder daran, den der Fisch ausgespuckt  hatte. Es dauerte keine 30 Sekunden, und ich hatte wieder einen gewaltigen Anbiss. Nach Minuten des Kampfes erschien wieder ein Drücker an der Oberfläche. Nachdem ich einen Fisch gefangen hatte, den man nicht fangen kann, hing nun der zweite Kollege am Haken. Den kann man auch nicht fangen.

Kein Anglerlatein, es waren etwa 20 Augenzeugen dabei, und etwa 15 Gaumenzeugen. Drücker schmecken fantastisch. Leider kann man sie nicht fangen. Man muss sie schießen. Es sei denn, man will den Lästerern zeigen, was ein Haken ist.

Angler sind auch Menschen …

Diese Aufnahmen hat einer der Lästerer zur Verfügung gestellt, damit ich Werbung für die Aisha machen kann.

Sie sind aber auch Werbung für die Taucherei insgesamt. Der edle Autor besitzt die schöneren Szenen.